Was ist Brustkrebs?

Zu den häufigsten Brustkrebsarten gehören:

 

  • Nicht invasive Karzinome, dessen Tumorzellen bislang noch nicht in das umliegende Gewebe eingedrungen sind. Diese gehen entweder von den Milchgängen oder den Drüsenläppchen aus, den sogenannten insitu Karzinomen.

  • Bei dem duktalen Carcinoma insitu (abgekürzt DCIS), sind die Krebszellen auf die Milchgänge begrenzt und lassen sich in einer Mammographie als Verkalkungen erkennen. Ein DCIS breitet sich oft nicht gleichmäßig in der Brust aus und kann nicht getastet werden. Es überspringt beim Wachsen oftmals mehrere Zentimeter Gewebe in den Milchgängen und kann eine Brust sehr großflächig umfassen. Auf Grund dessen wird betroffenen Frauen oftmals eine Amputation empfohlen. Ein DCIS gilt als heilbar. Das DCIS kommt in einer weniger und einer hochaggressiven Form vor. Aus der hochaggressiven Form entwickelt sich zu einem späteren Zeitpunkt immer ein invasiver Brustkrebstumor.

  • Invasive Karzinome fassen alle Formen von Krebs zusammen, die bereits in das benachbarte Gewebe eingedrungen sind. Damit besteht die Gefahr, dass Krebszellen aus dem Tumor in den Körper gestreut wurden, was zu den gefürchteten Metastasen führen kann, die sich bei Brustkrebs meist in der Leber, den Lungen und den Knochen bilden. Bildungen von Metastasen im Gehirn sind ebenfalls möglich, wenn auch seltener. Auf Grund dessen gelten die verschiedenen Arten von invasivem Brustkrebs als systemische Erkrankung, die nicht nur auf die Brust allein beschränkt ist, sondern das gesamte Organsystem betreffen können.

  • Invasiv duktale Karzinome haben ihren Ursprung in den Milchgängen und sind mit 78% die häufigste Form von Brustkrebs. Invasiv lobuläre Karzinome hingegen entwickeln sich in den Drüsenläppchen. Diese Form kommt mit etwa 12% relativ selten vor.

  • Neben den häufigsten Karzinomen wie oben aufgeführt, lassen sich weitere seltene Formen finden. Wie zum Beispiel, dem sehr aggressiven inflammatorischen Karzinom, dem Pagetkarzinom der Brustwarze oder einem Sarkom vom Bindegewebe ausgehend und manch anderen, seltenen Formen.

 

Man unterscheidet bei Brustkrebs Tumoren unterschiedliche Hauptgruppen, mit vielfachen Subtypen:

 

  • Typ 1. luminal A Tumore: haben viele Hormonrezeptoren (Östrogen und Progesteron – benannt als Scorwerte und werden gezählt von 0 - 12), sind HER2 neu negativ, besitzen eine niedrige Teilungsrate KI-67 (weniger als 14%). Wenn keine Lymphknoten befallen sind oder weitere Faktoren dagegen sprechen sollten, braucht Frau im besten Fall keine Chemotherapie zur weiteren Behandlung. Weitere Behandlungsschritte sind entsprechende Operationen, evtl. Bestrahlungen und eine Antihormontherapie.

  • Typ 2. luminal B Tumore: Hormonrezeptoren positiv, sowohl HER2 neu negativ und positiv. Der KI-67 ist bei HER2 negativen Tumoren höher als 14%. Bei HER2 positiv ist der KI-67 von niedrig bis hoch vertreten. HER2 positiv gilt: zusätzlich zu der Chemotherapie und einer Antihormontherapie wird für 18 Monate eine Antikörper-Therapie in Form von Herceptin gegeben.

  • Typ 3. HER2 neu positive Tumore: HER2 ist in Kombination mit und ohne Hormonrezeptoren vertreten. Diese Frauen erhalten eine zusätzliche Behandlungstherapie in Form von Herceptin über 18 Monate, immer in Kombination mit einer Chemotherapie. Diese Form von Brustkrebs gilt als aggressiver, als ein hormonpositiver Brustkrebs. ABER: Dank der Kombination aus Chemotherapie und der Gabe von Herceptin, haben diese Frauen heute eine günstigere Langzeitprognose als Frauen, mit einem hormonpositiven Brustkrebs!

  • Typ 4. triple negative Tumore = TN oder auch Basal Zell Typ: In den ersten zwei Jahren nach Diagnose, besteht für diese Frauen die höchste Gefahr eines Fortschreitens oder Rezidiv einer Erkrankung und danach reduziert sich dieses zusehends. Laut eines Professors aus Heidelberg: „Wenn diese Frauen acht Jahre gesund geblieben sind, sind sie durchaus als geheilt zu betrachten und es kommt nur in den seltensten Fällen zu einer Neuerkrankung!!!“. Für TN - Frauen gibt es „nur“ die Option einer Chemotherapie (+ Operationen und evtl. Bestrahlungen), die bei ihnen dafür meist aber sehr gut anschlägt, oft sogar in Form einer Komplettremission.

 

Ferner besitzt jeder Tumor viel mehr Merkmale, als nur Rezeptoren. Diese Merkmale können in jeder Hauptklasse vorhanden sein. Das ist zum Beispiel mit ein Grund, warum es auch in Typ 1 zu Rezidiven kommen kann, wenn auch nur sehr selten. Der Typ 1 sind die Patient/innen, die im besten Fall bei einer niedrigen Teilungs- und Wachstumsrate, keine Chemotherapie durchlaufen müssen. Stattdessen reichen ihnen entsprechende Operationen, eventuelle Bestrahlungen (wurde eine Brust amputiert und sind weniger als drei Lymphknoten befallen, ist eine Bestrahlungstherapie meist nicht nötig – Ausnahmen können sein: Tumor größer als drei Zentimeter oder Tumor saß in der Nähe der Thoraxwand) und eine Antihormontherapie. Eine Antihormontherapie vor den Wechseljahren wird in Form von Tamoxifen und nach den Wechseljahren oder nach einer Ovarektomie (Eierstockentfernung), in Form eines Aromatasehemmers verordnet.

 

Bei einer Antihormontherapie mit Tamoxifen wird nicht die Östrogenproduktion gestoppt, sondern die Wirkung des Östrogens auf die Tumorzellen blockiert. Antiöstrogene besetzen die Rezeptoren hormonabhängiger Tumorzellen, an die sonst die Östrogene andocken und den Wachstumsreiz auslösen. Ist der Rezeptor auf diese Weise blockiert, kann das Östrogen nicht mehr ankoppeln und wird somit ausgebremst. Bei einer Antihormontherapie mit Tamoxifen muss eine Frau, die aktiv ihre Sexualität auslebt, weiterhin auf eine Schwangerschaftsverhütung achten.

 

Nach den Wechseljahren, wenn die Eierstöcke die Östrogenproduktion eingestellt haben oder nach einer Ovarektomie, wird Östrogen in geringen Mengen weiterhin in Muskeln, Fett- und Brustdrüsengewebe hergestellt, in Form eines Enzyms, der Aromatase. Es bewirkt, dass Östrogenvorstufen in Östrogene umgewandelt werden. Aromatasehemmer binden das Enzym Aromatase, deaktivieren dieses und blockieren auf diese Art die Östrogenproduktion in Muskeln, Fett- und Brustdrüsengewebe.

 

Die oben genannten Hauptklassen beinhalten viele Mischformen, da Tumore immer auch heterogen sind. Dies bedeutet eine Mischung aus verschiedenen Typen und Gradings. Das Grading eines Tumors wird in drei Gruppen unterteilt.

G1, G2 und G3, wobei G3 am aggressivsten ist. Der KI-67 Faktor teilt ein Grading quasi noch feiner ein und bezieht sich auf das Wachstum in den Zellen, kann aber nicht immer bestimmt werden. Unter 14% des KI-67, gilt als langsam wachsend.

 

Anhand von Frischgewebe der Tumore, kann ein Pathologe zusätzlich als Indikator die beiden Eiweißstoffe u-PA und PAI 1 testen. Erhöhte Werte sprechen von einem hohen Rückfallrisiko und können weitere Hinweise geben zu einem eventuellen Krankheitsverlauf. Sind die Werte niedrig und keine Lymphknoten befallen, kann unter Umständen auf eine Chemotherapie verzichtet werden.

 

In Zukunft werden sogenannte Gen-Expressionstests eine vermehrte Rolle zur Bestimmung der pathologischen Auswertung von Tumoren dienen und betroffenen Frauen eine zusehends individuellere Behandlung zu Gute kommen lassen. Dadurch könnten bis zu 20.000 Frauen im Jahr auf eine Übertherapierung in Form einer unnötigen und belastenden Chemotherapie unter bestimmten Gesichtspunkten verzichten. Zukünftig wird auch eine molekulare Blutdiagnostik aus dem Blut, genannt NEOliquid, zur Diagnosegewinnung möglich sein. Diese Methode erlaubt es, alle relevanten therapiebedingten Veränderungen anhand eines Blutbildes kontrollieren zu können, ohne zusätzlich belastende Gewebeproben vom Patienten entnehmen zu müssen.


Als weitere Faktoren kommen das Alter einer Frau bei ihrer Diagnose, die Tumorgröße und deren Anzahl hinzu. Für uns ALLE gilt: Sind Lymphknoten befallen oder eine Lymphangiosis Carcinomatose vorliegend? Wobei hier gilt: dass auch wenn Lymphknoten befallen sind, diese Frauen KEINE schlechtere Prognose entwickeln müssen, als Frauen, deren Lymphknoten frei von Tumorzellen waren. Frauen mit befallenen Lymphknoten, sind in keinster Weise mit Frauen eines fernmetastasierten Brustkrebses zu vergleichen. Zusätzlich kommt es auch stark auf die Immunsituation im Tumor selbst an, wie sich ein weiterer Verlauf gestalten könnte. Hat eine gute Immunreaktion stattgefunden unter der Chemotherapie, ist der Verlauf günstiger. Das Beste über das Frau sich freuen kann unter einer Chemotherapie, ist eine Komplettremmission. Das bedeutet, dass ein Tumor von einer Chemotherapie restlos vernichtet wurde.

 

Und ganz wichtig, wenn die Hauptblöcke einer Behandlung hinter uns liegen:

 

Wirken die jeweiligen Medikamente bei uns Frauen? Können wir diese Verstoffwechseln, bilden wir evtl. sogar eine Immunität gegen die Medikamente, die uns schützen sollen oder sind verbliebene Tumorzellen in unserem Körper so schlau, dass sie die hormonsensitiven Rezeptoren umgehen und mit einemal hormonunabhängig werden, um einen neuen Krebs oder Metastasen zu entwickeln? Dies ist mit ein Grund, dass die Tumorbiologie einer Metastase unbedingt festgestellt werden sollte, um die bestmögliche Therapieform bestimmen zu können. Auf Grund der unterschiedlichen Hauptklassen mit ihren jeweiligen Subformen, gibt es unterschiedliche Chemotherapiewirkstoffe und Behandlungsschemata, die gegen Brustkrebs eingesetzt werden können.

 

Für die Frauen unter uns, deren Erstdiagnose Metastasen beinhalten, sieht manche Empfehlung anders aus. Anhand der Tumordaten und der Art der Metastasen, wird ebenfalls eine individuelle Therapie erstellt. Bei ihnen geht es jedoch weniger darum den Primärtumor in der Brust zu behandeln, sondern die Metastasen bestmöglichst unter Kontrolle zu bekommen. Auf Grund dessen erfahren betroffene Frauen zu Anfang ihrer Therapie, oftmals keine Operation und Bestrahlung der Brust. Behandlungsziel ist es, die Lebenszeitverlängerung und Lebensqualität der betroffenen Frauen zu steigern. Metastasen sind Tochtergeschwüre des ursprünglichen Tumors. Diese Absiedelung geschieht, wenn sich Tumorzellen lösen und sich über Blut- und Lymphbahnen im Körper ausbreiten. Am Ort ihrer Absiedlung, vermehren sich diese Zellen und bilden Metastasen. Die bevorzugte Absiedlung findet sich hauptsächlich in den Knochen, der Wirbelsäule, der Leber und der Lunge. Eine sehr gute und verständliche Erklärung zum Thema Therapie von Hirnmetastasen, findet ihr bei Mamma Mia! Online / metastasierter Brustkrebs.


Am Anfang weisst du NIE, auf welcher Seite der Statistik du letztendlich tatsächlich stehen wirst! Alles kann und nichts muss. Absolute Sicherheit gibt es für keine von uns. Aber viel Hoffnung und den allerweltbesten Verlauf. WIR als Patientinnen sind IMMER einzigartig und auf Grund dessen IMMER einzeln zu betrachten mit unserer Diagnose. Vergleicht nicht zu viel mit der Brustkrebsfreundin an eurer Seite!!! Es gibt kein besser und kein schlechter. Wir haben oder hatten so oder so Krebs!

 

Ganz wichtig: Informiert euch über eure Brustkrebserkrankung und betrachtet diesen Text bitte nur als einen ersten Leitfaden. Sucht das Gespräch mit euren Ärzten, Breast Care Nurse (Brustschwester), den unterschiedlichsten Selbsthilfegruppen und gut informierten Frauen. Anbei ein Link zur Seite: Durch die Brust ins Herz, der Brustkrebszentrale! Hier werden euch unter anderem wichtige Begriffe in einem Lexikon erläutert. Zudem finden sich viele informelle Anlaufstellen im Netz. Auf meinen Schnupperseiten stehen euch einige Verlinkungen zu den wichtigsten und vor allem seriösen Seiten zur Verfügung.

 

Wissen und Informationen, begünstigen in einem Krankheitsfall das Überleben!

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Gustav Sucher (Montag, 19 November 2018 13:29)

    Ich habe zu hören bekommen, dass Vitamine und Mikronährstoffe zur Vorsorge sehr viel bringen sollen. Joggen soll auch einiges bringen um das Immunsystem zu stärken, sodass der Körper selbst den Krebs behandeln kann. Seit meine Mutter daran gestorben ist forsche ich ständig nach neuen Erkenntnissen. Danke für den tollen Blog Beitrag! https://www.röntgen-am-kai.at/de-at/mammographie/

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