Zerbrochenes Glas

Was hat ein zerbrochenes Glas mit meiner Gemütsverfassung zu tun?

Im Moment wohl eine Menge...

 

Ich habe heute meinen zweiten Tag Urlaub und genieße die Wärme, auch wenn die ersten Leute schon wieder über diese klagen. Ich ziehe die Wärme trotz aller Sturzbäche an Schweiß, die mein Körper in ungeahnten Mengen produziert, bei weitem der beißenden Kälte und Tristes der vergangenen grauen Monate vor.

Mein Körper absorbiert die Wärme und meine Muskeln tun mir nach den langen, kalten Monaten endlich weniger weh, entspannen und geben Ruhe.

 

Ich liebe Sommerfeeling: flirrende Straßen...Sonnenlicht, welches durch Blätterwerk Lichtspiele auf meine Haut wirft...den Duft von Regen auf sonnenwarmen Straßen...Eiswürfel, die knackend in einem Glas Weißwein schmelzen...einen nächtlichen Sternenhimmel...grandiose Sonnenuntergänge bestaunen...glitzerndes Wasser...sonnenreife Früchte genießen und deren Aroma in meiner Küche einfangen...Momente und Menschen erspähen und in Gerüchen schwelgen...Bahnen ziehen und meinen Körper im Wasser sich strecken lassen und schmerzfreien Raum unter offenem Himmel genießen...

 

Und dennoch fehlt mir etwas. Aber wenn ich dieses Eine hätte, was mir derzeit so schmerzhaft fehlt in meinem Leben, wäre ich dann zufriedener oder glücklicher?

Oder wäre ich dann schon wieder auf der Reise nach etwas anderem, dass mich glücklicher machen könnte?

 

Nach dem Schwimmen war ich mit meinem großen Sohn in einem nahegelegenen Park für eine kleine Runde zum Spazieren heute Mittag.

In diesem Park gibt es ein Restaurant, an dem sich zwei Biergärten anschließen.

Einer mit gehobener Küche, der sich direkt an das Restaurant angliedert und der zweite für das Fußvolk unter uns. Dieser Gastronomiebereich ist recht überschaubar und mit gut geschultem Personal gut zu händeln.

An den zweiten Biergarten schmiegt sich unmittelbar ein kleiner Pavillon, den man für Feierlichkeiten anmieten kann. In diesem Park und Restaurant haben schon etliche Hochzeitsgesellschaften stattgefunden. Manchmal sogar direkt zwei Hochzeiten, was ich als nicht sonderlich gelungen empfinde, weil es immer nur eine schöne Braut geben sollte und nicht zwei an einem Ort, die sich zeitgleich auf der Toilette begegnen könnten und mit jeweiligem schiefem Blick auf die Andere hoffen, die Schönere an diesem wichtigen Tag zu sein. Ich bin überzeugt davon, wir ziehen alle unsere Vergleiche in welchen Begegnungen und Momenten unseres Lebens auch immer...

 

Jedenfalls konnten wir heute bei unserer Einkehr im Biergarten beobachten, dass dieser Pavillon, der quasi mitten im Biergarten steht, wenn auch am Rande, für eine kirchliche Trauung vorbereitet wurde.

Ist für eine Hochzeitsgesellschaft sicher sehr praktisch, nach einer Trauung einen solch kurzen Weg zum Restaurant zu beschreiten.

 

Der Bräutigam fein zurechtgeputzt, mit Riesensträußchen am Revers, der seine nach und nach eintreffenden Gäste aufgeregt begrüßte, die an eine bunte Schar festlich herausgeputzter Blumen und Kraniche erinnern, die sich ein schattiges Plätzchen im Biergarten freihielten, unter denen sich manch einer erhoffen mag, einen Teil seiner Garderobe baldmöglichst ablegen zu dürfen,  sobald die Braut doch endlich eingetroffen und der zeremonielle Teil erfolgreich erledigt ist und Mann sich im Anschluss ein kühles Bierchen zu Gemüte führen darf.

 

Das Team an Damen, die die Hochzeit scheinbar vorbereiteten, gewandet in pinkfarbenen T-Shirts, Jeansröcken und schwarzen Leggings, die eilig letzte Hand an einen Teil der abgetrennten Biergartengarnitur legten, die in verstaubtem Glanz auf ihre Gäste warten - dies alles unter den neugierigen Blicken der Spaziergänger und Biergartenbesucher an einem heißen Sommertag.

Im Grunde genommen kann dir Hinz und Kunz bei der Art dieser Trauung auf die Finger schauen, da der Pavillon sehr offen gestaltet ist. Eines ist zumindest gewiss – die Blicke aller an diesem Tag gehören dem Hochzeitspaar und seiner Gesellschaft...

 

Auf dem Weg zurück zu unserem Auto sind mir in der Baumallee, die den Weg zwischen Parkplatz und Gastronomiebereich verbindet, kleine Rosensträußchen aufgefallen, die an die wunderschönen, alten Bäume gepinnt waren.

An den Bäumen wirkten sie verschwindend klein und nur bei genauem Hinsehen auffallend, für das Revers des Bräutigams zu groß...es wirkt gewollt und nicht gekonnt.?!

 

Würde ich so heiraten wollen? Neee...bin ich zu spießig? Vielleicht...aber vielleicht auch zu perfektionistisch veranlagt in meinem „Wie würde ich es denn Haben“ wollen.?!

Würdet ihr so heiraten wollen?

In einem Gemeindesaal würde ich zum Beispiel auch nie meine Feier abhalten wollen. Die versprühen meist den Charme einer miefigen Turnhalle und wirken seltenst bis gar nicht stimmungsvoll. Und dann die ganze Verwandtschaft dazu, die vielen gelangweilten Gesichter, den ganzen Stress im Vorfeld...neee, heiraten steht mir bestimmt nicht!

 

Vielleicht werden die Beiden von heute ja glücklich und strafen den Statistiken Lügen und gehen eine lange und glückliche Ehe ein. Wünsche ich Ihnen zumindest...bringt der heutige Tag alles mit, wenn man denn abergläubisch ist – Sonnenschein und vereinzelte Regentropfen, die der Himmel der Braut heute schenkt.

Ich hoffe für sie, sie hat eine hervorragende Visagistin und Friseurmeisterin für ihren heutigen Tag engagiert...

¥

 

Ich bin immer ein bisserle schräg drauf wenn ich Hochzeitsgesellschaften sehe – vermutlich liegt dies daran, weil zum einen so viele Ehen Schiffbruch erleiden und zum zweiten, weil ich genetisch bedingt scheinbar irgendwie komisch veranlagt bin, da ich einfach und immer Single bin, seit die Beziehung zum „Vater“ meines Sohnes zerbrach, dem ich im übrigen keine Träne hinterherweine und einfach schon ewig lang her ist.

Die gelegentlichen Annäherungen zwischen dem einen und dem anderen, sind alles andere als zufriedenstellend verlaufen und kann man beruhigt als unter ferner verliefen verbuchen. Alles andere als befriedigend für Leib und Seele und die wollen ja gefüttert werden...

Manch einer hätte gewollt und ich wollte nicht...manch einem war die Situation mit meinem Sohn einfach zu too much und manchmal hat´s einfach nur richtig weh getan...

 

Oft heißt es, ich sei so wunderbar. Könne prima zuhören, ein wunderbares Gefühl von Ruhe und Kraft um mich verbreiten, sei so intelligent( selbst heute noch, trotz Chemohirn(???), welches immer direkt hinter mir steht und mir oft im Leben nach der Diagnose Krebs ein Bein im täglichen Einerlei stellt) und klar in meiner Ausdrucksweise und grandios wie ich alles wuppen würde und so verdammt stark bei allem...öhm ja – aber scheinbar trennt dies auch alles zum anderen Geschlecht, welches sich mit mir als Person grandios überfordert fühlt...hm!

 

Mittlerweile habe ich auch irgendwie die Kommunikation zu Männern verlernt. Vielleicht bin ich auch einfach zu lange draußen aus dem Geschäft – zu lange draußen aus dem Nachtleben, um vielleicht ja doch noch mal?

...da finde ich den Song von den Ärzten, Männer und Frauen, immer sehr amüsant und tröstlich und weiß, dass ich mir andererseits, ne Menge Ärger erspare.

 

Erst vor kurzem mal wieder auf einer Flirtline im Internet angemeldet, um meinem Glück vielleicht doch ein wenig auf die Sprünge zu helfen und dem Liebeskummer entgegen zu wirken, der mich plagte und irgendwie noch in mir nachhallt; bei anderen klappt das ja auch auf diesem Weg.

Aber - wenn Mann in seinem Profil stehen hat, in dem es ua. gilt Fragen zu beantworten und eine über Ängste folgendermaßen beantwortet: Seine größte Angst sei die vor Krankheiten.?! Aha - noch Fragen? Da kann ich nicht die Richtige sein für ihn...ich denke, ihr versteht warum!

Obendrein bin ich meist schon nach der ersten oder zweiten Mail intellektuell unterfordert – ganz schön arrogant und eingebildet, was?

Nach der Frage, was ich denn feines heute drunter trage oder ob ich mir vorstellen könne, mich spontan mit Mann( meist ohne Foto in seinem Profil) treffen wolle, um möglichst in meinem Bett Turnübungen abzuhalten( von Mann gerne als Kuscheln bezeichnet), weil Mann vermutlich verheiratet ist, bekomm ich einfach Bauchgrimmen und frag mich, warum ich’s doch immer wieder auf diesem Weg versuche? Herr im Himmel, schenk mir Hirn und Einsicht...

 

Davon abgesehen, fühle ich mich heute auch nicht mehr allzu attraktiv – wer soll denn dann auch näher hinschauen wollen? Ich komme jetzt wohl in ein gewisses Alter, in dem Männer meines Alters, meist nach gescheiterter Beziehung, sich gerne ein „JUNGES“ Glück suchen wollen und unerfüllten Kinderwunsch in den Raum stellen. Bei solchen Profilanforderungen an die zukünftige Dame des Herzens, scheide ich auch umgehend aus.

 

HALLLOOOOOOO!!!!!! Ich bin so was von keine Traumfrau, die Mann sucht und wohl einfach zu sperrig für solche Profile oder Wege...also Zufall, Leben und Glück, schenk mir diesen einen magischen Moment, in dem mir jemand besonderes, der kein Traummann sein soll, weil ich mir jemanden zum Leben wünsche, mit dem ne Menge Schönes möglich ist, in´s Leben purzelt... BITTEBITTEBITTEEEEE liebes Schicksal!!!!!!

 

Stattdessen betrachte ich derzeit auf FB Urlaubsfotos von verliebten Paaren vor grandioser Kulisse und sie wirken dabei so wenig vom Schicksal gezeichnet, so unbeschwert im Glück, gleich welcher Art...uff, bin ich schmerzhaft neidisch!

Wie geht das denn? Wie macht ihr das? Ich bin ratlos beim Betrachten von Bildern und manchem vertrauten Glück, welches ich auf den Straßen und im Leben beobachte...

Von Thema Mann abgesehen, geht es mir ja gut – welch ein Glück...

 

Im Flirten war ich eh nie groß. Meistens hatte ich die hübschen Freundinnen an meiner Seite und erfüllte treusorglich den Part der Freundin, bei der sich manch gebrochenes Männerherz im Anschluss bei mir ausheulte, weil ich ja immer so verständnisvoll war...

 

Hab meistens erst dann gecheckt, dass Mann auf mich steht, wenn’s zu spät war.

Manchmal hätte ich bei Mann einfach nur die Beine in die Hand nehmen und weit weg laufen sollen, weil mein Bauchgefühl mit der Einschätzung zu Mann einfach nur Recht hatte. Aber Frau will ja nicht immer auf ihren Bauch hören, weil der kann ja nicht immer Recht haben. Der soll doch Ruhe halten, weil Mann vor mir einfach nur meine Hormone so herrlich prickelnd in Schwung gebracht hat und ich ihn wollte/will...von daher lasse ich den einen, den ich sehr mag ziehen, weil es mir nicht reicht, was er zu geben bereit ist...zu wenig von dem wenigen, was ich mir an Glück erhoffte...so macht sich der Engel, über den es heißt, dass er mental so weit oben steht, mit gebrochenen Flügeln von dannen und kocht stattdessen feinste Marmeladen und schwelgt in deren Aromen und freut sich für Freundinnen, an deren neuem Glück und wünscht ihnen das Schönste und Beste und Feinste und sucht weiterhin nach dem einen besonderen Rezept, auf das alles bestens munden wird...

 

Was hat das alles mit zerbrochenem Glas zu tun, fragt ihr euch?

 

Mir ist vorhin in meiner Küche ein Glas zu Boden gefallen und so ein zerbrochenes Glas kann durchaus verworrene Gedanken zu Tage befördern, über Scherben im allgemeinen und das Glück im besonderen...

 

Lasst es euch gut gehen, genießt den Sommer...

Euer Frollein Wunderfein

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Kommentare: 3
  • #1

    Kerstin B (Samstag, 03 August 2013 21:50)

    Das hast Du so wunderschön geschrieben. So schön und gleichzeitig auch so traurig. Lass Dich mal ganz fest drücken. Danke, dass Du uns daran teilhaben lässt <3

  • #2

    Eva (Samstag, 03 August 2013 23:11)

    <3

  • #3

    Birschid (Sonntag, 04 August 2013 09:49)

    Liebes Froilein, oft ist man zu zweit einsam, allein auch, wo ist der Unterschied? Er besteht in der Phantasie, die oft keine Wirklichkeit werden KANN. Es gibt nicht schwarz oder weiß, alles läuft in einander, genauso wie unsere Wünsche.

    Scherben bringen Glück, also mit einem Lächeln zusammen fegen :) LG

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