XII

 

 Im Mai 2013, bin ich 44 Jahre alt und habe die ersten drei Jahre mit der Diagnose Krebs, gut überstanden. Ich hatte meine Höhen und Tiefen, habe für mich einen Weg zurück in das Leben gefunden und genieße jeden guten Tag, mit allem was er mir bereithält, auch mit den nicht so schönen Aspekten des Alltags. Einfach, weil sie mich wissen lassen, dass es mich gibt. Dass ich fühlen, denken und zu handeln vermag. Ich habe weitreichende Entscheidungen getroffen, mich mit meinem veränderten Aussehen halbwegs ausgesöhnt, mich über Brustkrebs und seinen Auswirkungen informiert und bin wunderbaren Frauen begegnet. Ich möchte keine von ihnen missen...

 

 Zu meiner Familie bin ich auf Abstand gegangen, zu tief sitzen die Verletzungen. Für manch einen mag das nicht nachvollziehbar sein. Für mich noch immer die einzig denkbare Lösung derzeit (Ein Jahr später, haben sich viele Versöhnungen ergeben). Nach Abschluss der großen Behandlungsblöcke, schien nahezu jeder die Erwartung an mich zu haben, dass doch nun alles vorbei sei, ich gesund zu sein hätte. Gesund, dass bin ich wohl, aber geheilt wie es die Medien einem Laien weismachen wollen, sicherlich nicht. Es gibt viele in meinem Umfeld, die nicht verstehen können oder wollen, dass die Diagnose Brustkrebs, oder Krebs generell, ein Trauma für die betroffene Person darstellt und im Anschluss meist nichts mehr ist, wie es zuvor einmal war. Das sich hinter der Diagnose Brustkrebs nicht nur eine Krankheit verbirgt, sondern ein breites Spektrum an unterschiedlichen Brustkrebsformen und mit unterschiedlichen Behandlungsansätzen, Therapien und Auswirkungen für die betroffenen Frauen. Das gerade ein hormonrezeptorpositiver Brustkrebs, für eine Frau ein lebenslanges Risiko darstellt, erneut zu erkranken oder sich selbst nach vielen Jahren, noch Metastasen entwickeln können. Es macht müde und zermürbt immer wieder erklären zu müssen, warum ich für die nächsten Jahre weiterhin Medikamente nehmen muss, um mein Überleben bestmöglich zu sichern und das auch diese Medikamente, gravierende Nebenwirkungen auslösen. Ich habe fast zwei Jahre gebraucht, bis ich morgens zum ersten Mal aufgewacht bin und mein erster Gedanke nicht mehr der Tatsache galt, dass ich Brustkrebs hatte und die Angst, beziehungsweise das permanente Wissen darum, ein großes Stück loslassen konnte. Fast zwei Jahre... Und dann bekam ich Ende Mai letzten Jahres, die Diagnose BRCA2. Und wieder ein Fallen meiner Selbst und Momente tiefsten Entsetzens und Verzweifelns und der schrillen Frage: Warum du? Hat das, was du in deinem Leben durchgemacht hast, nicht schon gereicht? ICH WILL DAS NICHT!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das ich das nicht will, nutzte mir nichts - ich konnte für mich nur entsprechende Vorsorgen treffen. Und das tat ich!



 Im Jahr eins nach 2010, tastete ich mich Schritt für Schritt, zurück ins Leben. Ich begann Kontakte zu anderen betroffenen Frauen im Internet zu suchen und fand unter ihnen großen Trost. Musste ich ihnen nichts erklären, über meine Sorgen, Gedanken und Empfindungen, machten sie ja sehr ähnliche Erfahrungen in Bezug zu ihrem Umfeld und ihrer Selbstwahrnehmung durch. Es scheint nur eine Betroffene nachempfinden zu können, welche Angst anstehende Untersuchungen in einem auslösen können. Der nicht unerhebliche Wissensschatz manch einer von ihnen, hat mir dabei sehr geholfen, mich in diesem scheinbar unentwirrbaren Dschungel namens Brustkrebs, zurechtzufinden. Manch eine dieser Frauen, die heute nicht mehr leben.

 Manche dieser Frauen aus dem Internet, habe ich 2012 und später im realen Leben kennengelernt und sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Wie Doris zum Beispiel, die mir eine allerliebste Herzensfreundin wurde oder Eva, Rebecca, Kirsten, Michaela, Marie, Manuela, Yasmin, Stefanie, Tanja, Isabelle, Alo, Jutta, Kerstin, Esther und überhaupt die Berliner Mädels, um nur manch einer von ihnen einen Namen zu geben. Die Jüngsten unter uns, Hannah und Marie, sind gerade mal Anfang zwanzig bei ihrer Diagnose. Jede von ihnen mit ihrer ganz eigenen Geschichte und ihren eigenen Mechanismen ausgestattet, sich im Leben mit oder nach Krebs, zurechtzufinden. Und doch immer auf eine ähnliche Art und Weise und gelebten Erfahrungen. Ich habe gelernt, meiner inneren Stimme zu vertrauen und das es in der Vergangenheit in meinem eigensten Interesse richtig war, stellenweise eine unbequeme Patientin gewesen zu sein. Dass es ein wichtiger Aspekt war, das Thema Brustkrebs verstehen zu lernen und nach weiteren Möglichkeiten zu suchen, Risiken zu minimieren oder nach Alternativbehandlungen zu suchen. Mein erworbenes Wissen gebe ich an Betroffene weiter. Ich hoffe sehr, dadurch manch einer von ihnen, Mut und Hoffnung zu schenken...

 

 Im Jahr 2011, hatte ich gleich zwei Mal einen Rezidivverdacht. Jeweils nach Auswertung der ersten Mammographie im Frühjahr, und dem ersten MRT im Herbst 2011. Das MRT ist normalerweise keine Standardtherapie nach Brustkrebs, aber da ich ein sehr dichtes Brustdrüsengewebe habe oder viel mehr hatte (die Medikamente lockern das Brustdrüsengewebe mit der Zeit auf), ist dies eine wichtige Option, meine Brust besser beurteilen zu können. Bislang konnte jeder anfängliche Verdacht, entkräftet werden. Dennoch alles andere als eine wünschenswerte Erfahrung. Solch ein Verdacht bringt erneute Angst und innere Unruhe mit sich und verunsichert zutiefst. Meist werden alle weiteren anfallenden Nachsorgetermine nach einer Erkrankung, nicht mehr in einem Brustzentrum durchgeführt. Da meine Brust für die meisten Ärzte aber schwer zu beurteilen ist und um den emotionalen Stress für mich zu reduzieren den ein Verdacht zwangsläufig auslöst, vereinbarte der Radiologe des Brustzentrums Herr Dr. H mit mir, dass alle weiter anfallenden Nachsorgen und Auswertungen der MRT-Bilder und Mammographien in Kombination mit Sonographien, bei ihm persönlich durchgeführt werden. Für mich stellte dieser Vorschlag eine große Erleichterung dar, vertraue ich ihm als Arzt und Mensch und muss an keinem ortsansässigen Radiologen verzweifeln, der nicht immer korrekt, die entsprechenden Bilder meiner Brust zu interpretieren verstand. Davon abgesehen, dass ich aus Erfahrung der vergangenen Jahre, kaum noch Vertrauen in so manchen Arzt setze.

 

 Es folgten generell viele Untersuchungen und Behandlungen bei Ärzten und Termine für Lymphdrainage, in diesem ersten Jahr. Fast ein Fulltimejob, sich seine persönliche Nachsorge zurechtzubasteln und entsprechend durchzuziehen...

  • da gehörte für mich der monatliche Frauenarzttermin dazu, mit umfassender Vaginaluntersuchung auf Grund der möglichen Nebenwirkungen des Tamoxifen und der monatlichen Zoladexspritze
  • zwei Mal im Jahr große Blutbilduntersuchung bei meinem Onkologen mit Oberbauchsonographien
  • 2x im Jahr Zometainfusionen bis Frühjahr 2013
  • auf Grund der Nebenwirkungen des Tamoxifen, wenigstens drei Mal im Jahr zur augenärztlichen Kontrolle
  • zwecks Folgen der Zometainfusionen (Möglichkeit einer evtl. Kiefernekrose) und eventuellen Spätfolgen der AHT und Chemo, zwei Mal im Jahr Vorstellung bei einem Zahnarzt, inklusiver professioneller Zahnreinigung
  • Knochenszintigramm im Sommer 2011, wegen Verdachts auf Knochenmetastasen
  • Knochendichtemessung auf Grund der Gefahr einer Osteoporose, ebenfalls auf Grund möglicher Nebenwirkungen der AHT. Diese Untersuchung wird mittlerweile von den Krankenkassen übernommen. Dazu bitte unbedingt bei eurer Krankenkasse nachfragen, welche Ärzte diese Untersuchung mit EURER Krankenkasse abrechnen dürfen
  • im ersten Jahr halbjährliche Mammographie und erstes MRT im Herbst 2011 und den anschließenden Terminen im Brustzentrum
  • die vielen Termine zwecks Lymphdrainage
  • einmalig im Jahr Kontrolle in der Radiologie nach der Bestrahlungstherapie (hab ich irgendwann eingestellt...)

 Die vielen zusätzlichen Termine für meinen Sohn sind hier nicht aufgeführt und kommen in einem ähnlichem Umfang hinzu. Zum Thema Nachsorge wird von einer Patientin viel Eigeninitiative erwartet, welche anfänglich durchaus überfordern kann und manch dringender Termin der Nachsorge, auf Grund dessen unterlassen wird - einfach, weil viele es nicht besser wissen.

 Ich habe sehr viel Sport in diesem ersten Jahr gemacht, war fünf bis sechs Mal die Woche schwimmen und genoss jeden Schwimmzug, auf kaum zu beschreibende Weise. Brachte mir jeder Schwimmzug Entlastung in meiner betroffenen Brust und linken Arm, die bis heute unter den Auswirkungen der Operationen und Bestrahlungstherapie, in Form eines Lymphödems im gesamten Thoraxbereich, zu kämpfen haben. Im Schwimmbecken sind alle Schmerzen in den Knochen, Muskeln und Gelenken scheinbar aufgehoben. Justin begleite ich weiterhin in vollem Umfang bei seinen Radtouren zu Fuß.

 

Für viele Nebenwirkungen der Antihormontherapie, lassen sich Linderungsmöglichkeiten finden:

  • Gegen das übermäßige Schwitzen hat mir Sweatosan N sehr gut geholfen, dass sind Salbei Dragees. Innerhalb weniger Monate ging es mir so gut, dass ich auf die Dragees verzichten konnte und ich heute bei gelegentlichen Schüben, einfach die Ruhe bewahre und sie mental ziehen lasse
  • Gegen die vermehrten Wassereinlagerungen im Gewebe, wirkt das Schwimmen zum Beispiel als eine natürliche Kompression. Aber auch Akkupunktur, Tapen und Lymphdiarial können unterstützend lindern
  • Im Laufe der Zeit bin ich auf Equizym MCA gestoßen, welches ebenfalls sehr gut helfen kann - sehr effektiv in seiner Wirkungsweise gegen die Auswirkungen bei Chemotherapie, Bestrahlungen und der AHT, hier insbesondere eine gute Unterstützung für alle Schleimhäute im Körper, Reduktion der Knochen, Muskeln und Gelenkschmerzen
  • Bewegung und Sport...
  • Gewichtsregulierung: (bis zu meiner Diagnose hatte ich nie Übergewicht) - seit Behandlungsbeginn habe ich leider sehr deutlich an Gewicht zugelegt, trotz dessen, dass ich Sport mache und mich weitestgehend gesund ernähre
  • Ein basisches Bad oder generell Baden können die Muskeln und Gelenke entlasten. Für verspannte Muskeln abends auf dem Sofa oder in meinem Bett, schenken mir eine Wärmflasche Linderung
  • Immer wieder unterschiedlichste hormonfreie Mittel, um meine Schleimhäute im Intimbereich zu unterstützen
  • Regelmäßig eine Munddusche zur Kräftigung des Zahnfleisches nutzen, aber auch kaltgepresstes Sonnenblumenöl, ein hochwertiges Oliven- oder Kokosöl aus dem Reformhaus, welches mehrere Minuten durch den Mundraum gezogen werden sollte, zwecks Entgiftung und zur Pflege der Mundschleimhaut
  • Schüssler Salze bei Bedarf
  • Vitamin D3 Dekristol 20.000E, wenigstens einmal die Woche. Vitamin D, sollte am besten in Kombination mit Vitamin K2 und Magnesium angewendet werden. In Facebook findet sich zu diesem Thema eine gut aufgestellte Gruppe
  • Das Wissen um die Wirkungsweise der AHT und der Hoffnung, dass mir diese Therapie kostbare Lebensjahre schenkt
  • Mir viel Gutes gönnen und für ausreichend Entlastung im Alltag sorgen
  • So frühstücke ich morgens unter der Woche ein Haferschleimsüppchen, da ich seit der Chemotherapie, mit zum Teil heftigen Darmkoliken zu kämpfen habe. Seit ich derart frühstücke, vertrage ich die Tabletten der AHT wesentlich besser und die Schleimhäute meines Magen- Darmtrakts haben sich durch den Schutzfilm, den der Hafer bildet, beruhigt. Falls die Nebenwirkungen für euch dennoch zu unerträglich sein sollten, könnt ihr versuchen,  ein entsprechendes Präparat von einem anderen Hersteller auszuprobieren. Das macht durchaus Sinn...


 Darüberhinaus habe ich mich mit dem Thema Ernährung befasst und für mich entschieden, was ich umstellen möchte. Da ich seit etlichen Jahren zunehmend auf Qualität der Lebensmittel achte, war das gar nicht mal so umfassend. Andere von uns Betroffene, schwören auf ketogene Ernährung, Verzicht von Zucker, wurden Veganer, ziehen vermeintliche Anti-Krebsdiäten durch oder haben für sich entschieden, keine Veränderung anzustreben, einfach, weil ihr Lebenskonzept stimmig ist.

  • Ich verzichte heute auf industriell raffinierten Zucker und Salze und setze vor allem den Zucker in reduzierter Form ein und ersetze diesen durch Alternativprodukte, soweit es mir schmeckt und sich in Rezepten umsetzen lässt
  • Reduzierung von Kohlenhydraten - gelingt nicht immer, aber doch oft
  • Getränke möglichst nur aus Glasflaschen
  • Viel frisches Obst und Gemüse
  • Möglichst keine industriell gefertigte Nahrung - ich bin mir der Gefahr bewusst, die im Thema Plastikmoleküle in der Nahrungskette und unserem Lebensumfeld liegen
  • Ich esse sehr wenig Fleisch (vor allem kein Schweinefleisch) und Wurstprodukte und wenn, dann nur vom Metzger meines Vertrauens und auf keinen Fall in Plastik eingeschweißte Produkte. Ich vertrete die Ansicht, dass keiner von uns jeden Tag Fleisch essen sollte und häufiger in der Woche einen vegetarischen Tag einlegen sollte. Darüber hinaus steht auch ein erhöhter Fleischkonsum in Verdacht, unseren Hormonhaushalt ungünstig zu beeinflussen
  • Dasselbe gilt zum Thema Käse - bitte möglichst auch nur frisch von der Theke und nicht zum abgepackten Käse greifen. Das Fett des Käses, ganz ähnlich wie bei Wurst- und Fleischware, löst Plastikmoleküle aus der Verpackung, lagert sich in der Nahrung ab und gelangt auf diese Weise in unseren Körper. Diese kleinsten Plastikmoleküle wiederum setzen sich in unserem Körper ab und können dadurch, auf unseren Hormonhaushalt einwirken. Viele Babys und Kleinkinder, haben bereits einen deutlich erhöhten Anteil dieser Plastikmoleküle in sich. In Studien ließ sich jedoch auch nachweisen, wenn man auf entsprechende Produkte verzichtet, dass sich erhöhte Werte im Blut verringern
  • Ich versuche weniger Milch zu konsumieren – das fällt mir nicht ganz leicht. Auch das Thema Milch birgt Risiken in sich, gerade im Bereich Auswirkungen des Hormonhaushalts. Dabei ist es völlig unerherblich, ob es sich um Bio-Milch oder um Milch aus dem Discounter handelt. Produkte wie Käse, Joghurts und ähnlich weiter verarbeitete Produkte, bergen das Risiko mit Auswirkungen auf den Hormonhaushalt auf Grund der Fermentierung, nicht mehr. Milch fördert Entzündungen, wirkt Säure bildend und verschleimend. Milch enthält Wachstumsfaktoren (mit ein Grund weshalb Muttermilch so wichtig für Babys ist). Diese Wachstumsfaktoren sind ebenfalls in Kuhmilch enthalten, die unter anderem einen ungewollten Effekt auf das Zellwachstum von Krebszellen haben. Milch steht ebenfalls in direktem Zusammenhang zu weiteren Zivilisationserkrankungen: wie zum Beispiel Darmerkrankungen, unterschiedlichsten Allergien, Arthritis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vielen mehr
  • Es bereitet mir noch immer großes Vergnügen, neues in meiner Küche auszuprobieren. Da ich sehr vieles selbst herstelle, schmecken mir zum Beispiel industriell gefertigte Marmeladen nicht mehr, ebenso Eis und vieles andere. Der Geschmack sensibilisiert sich ganz von alleine und stößt sich an den vielen Konservierungs- und Aromastoffen. Verzicht kann durchaus mehr sein! Ich orientiere mich an der italienischen und generell einer leichten Küche und setze auf die Wirkung von Ingwer und Meerrettich, Zwiebeln, Knoblauch, Zitronen und Kräutern
  • Auf Süßes zu verzichten, fällt mir schwer, auch wenn dies dringend angeraten wäre!

 Mit Abschluss meiner Bestrahlungstherapie habe ich begonnen, Grünen Tee zu trinken. Um einen möglichst wirkungsvollen Schutz aufzubauen wird empfohlen, wenigstens 3 x am Tag eine Tasse Tee aus den unterschiedlichsten Anbaugebieten, mit der gleichen Menge an stillem Wasser zu trinken. Grüne Tees sind reich an Catechine. Aber nicht nur diese sind wichtig, sondern auch die in ihm enthaltenen Flavonoide, Flavonole, Saponine, Aminosäuren, ätherische Öle, Karotinoide, Chlorophyll und Enzyme, besitzen eine wichtige Bedeutung gegen das komplexe Ursachengeschehen von Krebs. Viele wissenschaftliche Studien geben Hinweise auf die antioxidative und anti-angiogenetische und damit antikarzinogene Wirkung des Grünen Tees. Bei der Strahlentherapie ist eine der erwünschten Wirkungen, die Erzeugung freier Sauerstoffradikale, die die Tumorzellen angreifen sollen. Dies stellt zwar nicht den wichtigsten Effekt der Therapie dar, aber sie ist trotzdem nicht zu unterschätzen. Ein Tee, der diese Wirkung durch seine antioxidativen Eigenschaften entgegenwirkt, sollte zumindest nicht am Tag der Therapie eingenommen werden, lautet eine wichtige ärztliche Anweisung. Da diese in der Regel aber täglich und oftmals über mehrere Wochen und Monate stattfindet, sollte selbst am Wochenende auf Grünen Tee verzichtet und tatsächlich der Abschluss ALLER Therapieblöcke abgewartet werden. Während der Dauer einer Chemotherapie, gilt eine ähnliche ärztliche Empfehlung. Am Tag der Behandlung und in den ersten Folgetagen, sollte auf die Wirkung eines Grüntees verzichtet werden. Da es heute mittlerweile sehr unterschiedliche Chemotherapien gibt, teilweise in einem wöchentlich erfolgendem Schema, liegt es an euch, wie weit ihr auf die Wirkung eines Grünen Tees während dieser Phase eurer Behandlung vertrauen möchtet. Für die zunehmend wichtigeren Antikörpertherapien, gilt dies umso mehr. Bei dieser Behandlungsform sollte man definitiv auf Grünen Tee verzichten. Über eine eventuelle Wechselwirkung Grünen Tees auf eine Antihormontherapie, ist bislang nichts gegenteiliges zu berichten. Aber auch hier gilt:

 

 Zu der Einnahme von Grünem Tee, zusätzlichen Vitaminen in Form von Tabletten und dergleichen mehr, gilt: IMMER erst nach Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt konsumieren, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden!

 

 Alles in allem macht es dennoch großen Sinn, sich mit den einzelnen Teesorten und seinen Zubereitungen zu beschäftigen und für sich die entsprechenden Teesorten auszuwählen. Die wichtigsten Teesorten bei Krebserkrankungen sind allen voran, die japanischen Sorten, wie: Sencha, Matcha, Benifuuki, Bancha und Genmaicha! In sehr gut ausgestatteten Teelädchen, können die wichtigsten Teesorten ausgewählt werden.

 

 Auf Grapefruit und Johanniskraut, sollte während jeglicher Medikamententherapie verzichtet werden. Dies gilt NICHT nur für onkologische Patienten!

 

Das Problem bei Grapefruit besteht zum Beispiel dahingehend, dass die Bildung eines Enzyms im Darm gehemmt wird. Dadurch werden manche Medikamente gar nicht erst in ihre wirksame Form durch das Enzym Cytochrom umgewandelt oder in ihrer Wirkungsweise stark reduziert. Einige wenige Medikamente werden wiederum um ein zig-faches potenziert und können somit im schlimmsten Fall, vom Organismus gar nicht abgebaut werden, je nachdem, an welcher Stelle das Enzym Cytochrom und jeweilige Medikament miteinander reagieren. Die Folgen können verheerend ausfallen. Die hochdosierte Einnahme von Johanniskraut verstärkt wiederum die Aktivität des Cytochroms, gegenüber der Einnahme von Grapefruits und wirkt sich entsprechend auf die Verweildauer im Körper aus und kann dadurch zu schwersten Organschäden führen.

 Phytoöstrogene sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in unterschiedlicher Konzentration und biochemischer Struktur, in verschiedenen Pflanzen vorkommen. Wenn wir sie über die Nahrung aufnehmen, werden sie im Darm in wirksame Hormone umgewandelt. Notwendig dafür ist eine intakte Darmflora. Wenn diese geschwächt ist, zum Beispiel durch die Einnahme von Antibiotika, werden Phytoöstrogene nicht ausreichend aktiviert. Diese Phytoöstrogene sind in sehr vielen Kräutern und Nahrungsmitteln enthalten, wie zum Beispiel in Hülsenfrüchten, Soja, vielen Getreidesorten und Leinsamen.

 Lignane und Isoflavone sind die Phytoöstrogene, die nach derzeitigem Wissensstand, die größte Bedeutung für den menschlichen Stoffwechsel haben und unter anderem für stabile Knochen sorgen, aber auch Wechseljahresbeschwerden auf natürliche Weise lindern, als auch einen wirksamen Schutz vor Krebs aufbauen können. Es wird vermutet, dass der Einfluss der Phytoöstrogene vor allem bei der Tumorprogression, eine Rolle spielt. Dabei unterdrücken die Phytoöstrogene die Wirkung natürlicher Östrogene, die das Wachstum von geschädigtem Erbgut fördern und so zur Entstehung bestimmter Krebsarten beitragen. Auf  Grund ihrer strukturellen Ähnlichkeit, binden die Pflanzenstoffe an die Rezeptoren der Östrogene, die damit blockiert sind. Von daher lautet eine Empfehlung, möglichst reichlich Getreide und Ballaststoffe aus Obst und Gemüse, zu sich zu nehmen. Auf diese Art kann man eine ähnlich hohe Konzentration der Phytoöstrogene in den Ausscheidungen feststellen, wie bei Japanerinnen. Dies lässt sich auch wunderbar im ,,Das Anti-Krebsbuch" von David Servan-Schreiber, nachlesen. Verzichten hingegen sollten Frauen mit einem hormonepositiven Brustkrebs, auf hochkonzentrierte Produkte, wie zum Beispiel:

 

Soja- und Traubensilberkerzenpräparate, Frauenwurzel und Rotkleeextrakte

 

Mittlerweile heißt es in einigen Studien, dass Sojaprodukte in geringem Maß auch von Frauen eines hormonpositiven Brustkrebses genossen werden dürfen. Da ich mich beim Verwenden von Sojaprodukten jedoch nicht sicher fühle, verzichte ich auf diese. Da Leinsamen ebenfalls sehr reich konzentriert an Lignanen (Lignane entfalten wie Isoflavone eine östrogenähnliche Wirkung) und auf Grund dessen als eine wirksame Heilpflanze bei Wechseljahresbeschwerden gilt, verzichte ich aus dem gleichen Grund wie bei Soja, auf den Konsum von Leinsamen.

 

Folgende Literatur neben vielen Internetbeiträgen, haben mir auf diesem Weg geholfen:

 Trotz aller Gegenmaßnahmen, habe ich stellenweise mit erheblichen Nebenwirkungen zu kämpfen:

  • dazu gehören Wassereinlagerungen im Gewebe
  • Gewichtszunahme
  • Magen- Darmprobleme
  • eine Fettleber, bedingt durch die Medikamente
  • austrocknen der Vaginalschleimhäute( ein Feuchtgebiet - das war mal! Wüste Gobi ist angesagt...) und meiner Haut
  • immer wieder Probleme der Mundschleimhäute
  • Grauer Star
  • stellenweise erhebliche Muskel, Gelenk- und Knochenschmerzen
  • Fußschmerzen!!!! Ich weiß heute nur zu gut, wie sich die kleine Meerjungfrau an Land gefühlt haben muss und sie kosten mich bisweilen ordentlich Kraft und Lebensfreude (Im Sommer 2013 werde ich erfahren, dass diese extremen Fußschmerzen einer hochgradigen Polyneuropathie zu Grunde liegt, ausgelöst durch die Chemotherapie, die nicht heilbar ist). Eine alte Frau lässt grüßen, hohnlächle ich gelegentlich über mich selbst, wenn ich versuche nach längerem Sitzen auf meine Füße zu kommen. Schmerzmedikamente (Die Schmerzen später nachhaltig gut in den Griff zu bekommen, hat mir eine Hochtonfrequenztherapie) im Bereich Füße, scheinen keinerlei Wirkung zu zeigen. Somit verzichte ich weitestgehend auf diese und schone meine Leber

 

Zusätzlich habe ich mich mit folgenden Themen auseinandergesetzt:

 

  • Aspirin - auch zu diesem Thema gehen die Meinungen weit auseinander. Ich habe mich dazu entschieden, 4 x die Woche Aspirin Protect 100 zu nehmen. Es sollten cir 375-400mg die Woche eingenommen werden, aber auch nicht mehr. Wenn Frau sich dazu entschlossen hat Aspirin einzunehmen, sollte sie auf keinen Fall Kurkuma als Nahrungsergänzungsmittel verwenden. Zum einen sollten Menschen mit Gallenproblemen generell auf Kurkuma verzichten, zum zweiten wirken Kurkuma und Aspirin Blutverdünnend. Beides zusammen ist zu viel des Guten. Es sollte im Vorfeld UNBEDINGT ärztlich abgeklärt werden, ob eventuelle gesundheitliche Probleme vorliegen, die gegen eine Einnahme von Aspirin sprechen
  • Vitamin D3 - die meisten betroffenen Frauen haben einen deutlich zu niedrigen Vitamin D3 Spiegel und sollten diesen regelmäßig kontrollieren lassen und entsprechende Präparate zu sich nehmen. Am besten Dekristol in einer wöchentlichen 20.000 Einheit, in Kombination mit Vitamin K2 und Magnesium. Wenn der Spiegel sehr niedrig ist, sollte eine Aufbautherapie durchgeführt werden. Literatur bezüglich Vitamin D3, gibt es unter anderem von Dr. Jörg Spitz „Krebszellen mögen keine Sonne“, oder ihr haltet beispielsweise nach einer Interessengruppe in Facebook Ausschau. Für viele Onkologen, ist das Thema Vitamin D3 in Zusammenhang mit Brustkrebs, leider noch immer relativ unbekannt und muss sich dringendst ändern!



 Bei Pflegeprodukten und Haushaltsreinigern, greife ich konsequent auf Alternativprodukte zurück oder stelle diese mit wenigen natürlichen Zutaten, selbst her. Dies beruhigt mich ein wenig nach allem, was ich zu diesem Thema gelesen habe, da auch hier wieder mit erheblichen Konsequenzen für den einzelnen Konsumenten zu protokollieren sind, von den Umweltschäden nicht zu schweigen. Zum Beispiel das Thema Aluminium, gerne verwendet in Deos und Zusatzstoffen für Nahrungsmittel. Eva, eine liebe Freundin von mir, nahm an der Dokumentation: ,,Die Akte Aluminium" von Bert Ehgartner teil. Persönlich bevorzuge ich zum Beispiel die Produkte von Weleda, Dr. Hauschka, Aveda, Kneipp und manch anderes - immer auch eine kleine Seelenmassage durch das Wissen, sich etwas Schönes und Besonderes zu gönnen. Unser veganes Deo und anderes Schönes, bestelle ich mir bei Wolkenseifen.

 

JEDE betroffene Frau sollte ihre Schilddrüse testen lassen: Viele von uns Brustkrebsfrauen haben mit ihr Probleme!!!

 

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 Mit manch anderen Themen habe ich mich auseinandergesetzt, pro und contra gegeneinander abgewogen und bin für mich zum Schluss gekommen: Es reicht bis hierher! Ich habe vieles ausprobiert, manches verworfen, bei anderem bin ich geblieben, weil es für mich von Nutzen war. Ansonsten versuche ich für mein Kind und mich, auf das Beste zu vertrauen.

 Ich lebe in dieser von uns erschaffenen Umwelt, mit allen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus, für unsere Nutztiere, unsere Flora und Fauna und den globalen Schäden. Ich vertraue NICHT darauf, dass die Politik, Aktivisten oder Wissenschaftler, für uns schon alles richten werden und der Einzelne doch nichts tun kann - DOCH, jeder Einzelne von uns kann etwas tun. Und wenn es nur darum geht, Bewusstsein zu schaffen und sein eigenes Verhalten als Konsument in Frage zu stellen.

 Ich habe die Nase VOLL von all den Lebensmittelskandalen und Giftstoffen in unseren Alltagsdingen. Nicht wissen zu wollen und die Augen zu verschließen vor unbequemen Themen, machen diese auch nicht angenehmer oder lassen sie gar verschwinden. Und keine Bange - ich bin selbst eine Übende und auch in diesem Bereich keine, die alles richtig macht. Da gibt es für mich noch VIEL Lernbedarf...


 In einem Internetforum für Krebspatienten, bin ich erstmals auf das Thema BRCA, aufmerksam geworden. Einige Monate bin ich um dieses Thema wie eine Katze um den heißen Brei herumgeschlichen. Laut meinen Ärzten hätte ich nach Anamnese meiner Familiengeschichte, mit keinem erhöhten Risiko für eine genetische Disposition zu rechnen. Manche Frau in diesem Internetforum verwies jedoch auf die Möglichkeit, dass dies dennoch möglich sei. Also was tun? Mich in Sicherheit wiegen, weil ich keine von ihnen sein konnte oder doch erneut einen unter Umständen kräftezehrenden Weg wählen? Da ich mir diesbezüglich sehr unsicher war, bat ich die leitende Oberärztin an meinem Brustzentrum, um Rat. Auf Grund meines Alters sollte ich mich am besten an ein spezielles Zentrum in Köln wenden und mich dort weiterführend beraten lassen, lautete dieser. Auch aus Verantwortung für die vielen Frauen in meiner Familie, entschloss ich mich dazu, diesen Weg der Abklärung anzugehen. Nicht auszudenken, wenn auch nur eine von ihnen eines Tages ebenfalls mit Brustkrebs konfrontiert sein sollte, nur weil ich nicht mutig genug war, doch noch mal genauer hinzusehen. Somit schrieb ich im Juni 2011, eine Mail an die Sekretärin des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universitätsklinik Köln, mit den entsprechenden Informationen zu meiner Erkrankung und der Information, dass eine Tante meiner Mutter, als auch meine Großmutter väterlicherseits, an Brustkrebs verstarben. Wenige Tage später erfolgte die Antwort, zwecks einer Terminvereinbarung.

 

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 In den Sommermonaten des Jahres 2011, galt es mit mir wieder in Einklang zu kommen. Ich verwöhnte mein Kind und mich und holte auf, was uns im vergangenen Jahr nicht möglich war. Zudem hatte ich ein großes Redebedürfnis und wollte jeden der es wissen wollte oder auch nicht erklären, was es für mich an Konsequenzen bedeutete, an einem hormonrezeptorpositiven Brustkrebs erkrankt gewesen zu sein. Und wie wichtig es ist, sich als Patientin Wissen anzueignen. Und es war so verdammt schwer, anfangs auch nur das Grundsätzlichste zu verstehen. Und ganz gleich was ich an Informationen gesammelt und gelernt habe: Es kratzt nur die Oberfläche dessen, was Brustkrebs ausmacht. Ich bin weder Ärztin, noch Biologin. Ich bin eine Patientin, die sich schlau gemacht hat. Nicht mehr und nicht weniger! Für alle Informationen, die ihr auf meiner Seite gelesen habt, gilt: Stellt euren Ärzten die Fragen, die euch wichtig sind!!!! Betrachtet bitte alles was ich euch an Informationen zusammengestellt habe, als eine Anregung und Inspiration. Nicht mehr und nicht weniger. Einigen von euch, werden einige Themen in meinen Ausführungen fehlen. Wie zum Beispiel Kinderwunsch trotz Krebs und vieles mehr. Weitere Tipps und Anlaufstellen, findet ihr unter meinen Schnupperseiten.

 

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Wenn Ihr diesem Link folgt, findet ihr eine leicht verständliche Zusammenfassung der unterschiedlichsten Arten von Brustkrebs!!!

 

 Trotz allem oder ganz gleich, auf welcher Seite der Statistik du stehen magst: Du weißt letzten Endes NIE, auf welcher Seite du tatsächlich stehen wirst... Alles kann und nichts muss. Absolute Sicherheit gibt es für KEINE´´´ von uns. Aber große Hoffnung und den aller weltbesten Verlauf... WIR als Patientinnen sind IMMER einzigartig und auf Grund dessen IMMER einzeln zu betrachten mit unserer Diagnose. Vergleicht nicht zu viel mit der Brustkrebsfreundin an eurer Seite!!! Es gibt kein besser und kein schlechter. Wir haben oder hatten, so oder so Krebs!

 

 

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 Zurück, zu meiner Geschichte!

 

 In den ersten Monaten nach der Behandlung, hatte ich große Schwierigkeiten im kognitiven Bereich, auch als Chemobrain bekannt. Aber auch eine Fatique machte mir zu schaffen. Ich entwickelte Strategien, um diese aufzufangen und meinen Alltag besser bestehen zu können. Der Erwartungsdruck vieler aus meinem Umfeld an mich, dass ich doch nun alles überstanden hätte und wieder wie gehabt in den Alltag zurückfinden sollte, lastete schwer auf mir. Bereits während der Bestrahlungstherapie fragten mich die ersten, wann ich mir denn endlich einen Job suchen würde und vieles mehr. Dabei war ich doch nur froh, Tag um Tag zu bestehen und zu überleben. Das weit Vorausschauen, entbehrte für mich jeglicher Logik - weil, wie lange lebe ich überhaupt noch? Und für wen sollte ich mich noch mehr kaputt machen, als ich es ohnehin schon war? Es fiel mir entsetzlich schwer, kontinuierlich Gesprächen zu folgen. Viele der alltäglichen Probleme der anderen, waren für mich nach wie vor banal und nicht greifbar. Vor allem in den Kreis meiner Familie wollte ich mich nicht mehr eingliedern. Zu meiner Mutter hatte ich noch Kontakt, zu meiner jüngsten Schwester einen sporadischen. Ich war so kaputt und verloren in Bezug zu meiner Familie, dass ich dafür keine Worte mehr hatte. Ich saß bei ihnen und war doch nicht anwesend. Meiner Sprache beraubt. Sie waren hilflos in ihrem Bemühen, mich wieder eingliedern zu wollen. Bei einem Beisammensein bekam ich den Spruch zu hören, auf den ich im letzten Jahr nur gewartet hatte. Das man mir an vielen Stellen nur gesagt hätte mich zu verstehen, ohne dass man aber tatsächlich meine Beweggründe verstanden hätte. Sie sich dachten, dass ich nur erst mal alles hinter mich bringen sollte und dann würde schon wieder alles normal werden. Ich war so unendlich leer und müde über den Satz, den man mich im vergangenen Jahr immer wieder wissen ließ: „Dass man an mich denken würde!“.

 Die Kraft der Gedanken. Sie ersetzt keine Wärme oder ein echtes Beieinandersein, ein in den Arm nehmen, ein gemeinsames Lachen oder ein was auch immer. Ein zu viel gewollt sein von mir? Bin ich zu kompliziert? Vermutlich. Die vielen Gästebucheinträge über WKW, per SMS oder E-Mails schenkten mir durchaus Kraft. Nur irgendwann reichte diese Art einfach nicht mehr. Zumindest nicht aus dem Kreis der Familie. Es folgten immer wieder zähe Erklärungsversuche von beiden Seiten und dabei wollte ich doch nichts mehr erklären müssen und keine Rechtfertigungen hören. Es wurde in den letzten Monaten doch bereits alles gesagt. Mich schützen wurde mir zusehends wichtiger, mich weiter abzugrenzen. Es ist mir bewusst, dass ich meine Familie mit meinem Rückzug verletzte. Dass tut mir unendlich leid und ich hoffe, dass sie mir vielleicht eines Tages verzeihen können. Die Liebe ist da, dass Verständnis und Verstehen für ihre Position - aber der Abgrund zwischen uns, ist einfach zu tief!

 

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 Darüber hinaus war es schön zu erleben, dass sich mein Körper trotz der Antihormontherapie, zusehends erholte. Die meisten Nebenwirkungen der AHT, wurden im Laufe des ersten Jahres zusehends besser. Bis auf meine Füße - die wurden zu einem Dauerzustandsschmerzprojekt! Lästig und auch heute immer wieder frustrierend. Ich konnte es kaum erwarten, dass meine Haare länger wurden, auch wenn mir alle erzählten, wie gut mir das kurze Haar stehen würde. Es gibt eine Person in meinem Leben, die im Frühsommer 2011 zu mir meinte, dass ich mich ohne die Chemotherapie freiwillig nie von meinen langen Haaren getrennt hätte. Und jetzt würde mir das kurze Haar so gut stehen und da sei die Chemotherapie doch zu etwas gut gewesen? Hm, komische Logik in meinen Augen. Vielleicht bin ich auch nur zu empfindlich, eine Chemotherapie als willkommene Look-Veränderung zu betrachten. Vielleicht hätte ich diese spezielle Typveränderung betreffender Person empfehlen sollen? Meine Haare sind anfangs nicht mehr so hell nachgewachsen wie früher und ohne eine verzauberte Chemolocke, wie so viele andere von uns nach einer Cheomtherapie. Irgendwie schade. Aber Hauptsache Haare uff`m Kopp! Die Narben an meinem Körper und meiner Brust stören mich nicht groß. Sind sie von Anfang an ein Teil von mir. Meine Portnarbe hingegen, die mag ich nicht. Sie ist nicht wirklich schön verheilt, wenn auch nicht wirklich tragisch. Vielleicht lasse ich sie mir eines Tages übertättowieren. Mal sehen...

 Die Schäden an meiner Brust durch die Bestrahlung, lassen nur langsam nach. Das Bestrahlungsgebiet ist noch immer als dunkler Hautabschnitt zu erkennen. Die deutlich ausgeprägte Nekrose in meiner Brust, bis hin in den Achselbereich, ist schmerzempfindlich und stellenweise taub. Dadurch das ich eine Teilamputation erfahren habe, ist meine linke Brust deutlich kleiner als die rechte. Aber sie ist dennoch ästhetisch gelungen und ich komme ohne eine Ausgleichsprothese zurecht. Worauf ich nicht verzichten kann, das sind Ausgleich-BHs, die ein Tragen deutlich angenehmer machen, da sie ohne Bügel verarbeitet und mit breiten Trägern versehen sind. Auch ein Punkt, den erschreckenderweise viele Betroffene nicht wissen - von daher liebe Mädels:

 

  • Ihr habt ein Anrecht auf ein kassenärztliches Rezept für zwei Ausgleichs - BHs im Jahr! Solltet ihr in einem Jahr starken Gewichtsschwankungen unterlegen sein, sogar Anrecht auf ein weiteres Rezept. Sucht also am besten ein entsprechendes Sanitätsgeschäft auf und lasst euch umfassend beraten. Denn selbst wenn ihr nach der Bestrahlung kein Lymphödem entwickelt haben solltet - es kann selbst nach Jahren noch als Spätfolge auftreten und für die teilamputierte Brust ist solch ein BH eine wahre Entlastung!

 Der veränderte Blick in den Spiegel, fiel mir anfangs sehr schwer. Vielleicht, weil mein Haar gegen früher ungewohnt dunkler ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Augenbrauen heute nicht mehr besonders dicht sind und ein Gesicht sich im Blick des Betrachters, dadurch verändert. Meinen Sohn habe ich gut durch die schwere Zeit gebracht. Er ist noch immer sehr besorgt um mich. Trotz allem hat er für sich große Fortschritte erreicht und ist in seinem Maße verständiger und auch selbstständiger geworden. Ich bin unendlich stolz auf ihn...

 Im Sommer 2011, ließ ich Notariell mein Testament anfertigen, um Justin im Zweifelsfall abgesichert zu wissen und für mich eine Patientenverfügung. Weil besser ist das. Auch dies eine Form von Verantwortung.

 

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 Im September 2011 nach den Sommerferien, war es endlich soweit. Karlsson und ich machten uns auf den Weg zum Gen-Test nach Köln. Eine Ärztin erklärte mir das Vorgehen des kommenden Gesprächs und welche Möglichkeiten für mich bestehen würden, sollte ich positiv auf BRCA getestet werden. Sie stellte eine umfassende Anamnese meiner Krankengeschichte auf und einen Familienstammbaum, soweit mir dieser bekannt war (von der familiären Seite meines Vaters, zu dem kein Kontakt besteht, war mir viel zu wenig bekannt. 2014 erfuhr ich erst, dass bis auf wenige Ausnahmen, nahezu alle weiblichen Familienmitglieder an Brustkrebs erkrankten und verstarben. Ein Großteil der Männer erkrankte an weiteren Krebsarten). Alter der Familienmitglieder. Wer ist an Krebs erkrankt. Wer dieser Personen hat den Krebs überlebt, ist verstorben, welche weiteren Erkrankungsarten gibt es in der Familie. Welche meiner Geschwister, Tanten, Onkel, Cousinen haben Kinder usw.

 Nach einem vorsichtig geschätzten Überblick über meinen Familienstammbaum, könnte ich mit einer geringen Wahrscheinlichkeit rechnen positiv getestet zu werden. Auf Grund der geringen Wahrscheinlichkeit, müsste ich jedoch bis zu einem Jahr auf das Ergebnis der Genanalyse warten. Das klang ernüchternd lange. Sollte ich über einen gewissen %-Satz kommen, könnte ich auch bei einem negativen BRCA Testergebnis, in ein intensiviertes Früherkennungs- und Nachsorgeprogramm aufgenommen werden, da ich dann bereits zu der Gruppe der auffälligen Krebsfamilien zählen würde. Da ich mich bereits im Vorfeld über evtl. Folgen meine Gedanken zu dem Test gemacht hatte, konnte ich direkt meine Blutprobe abgeben. Eine Woche nach dem Termin in Köln erhielt ich ein erstes Ergebnis. Mit einer knapp 24% Wahrscheinlichkeit aus einer Krebsfamilie zu stammen, wurde ich in das spezielle Früherkennung/-Nachsorgeprogramm aufgenommen.

 

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 Zu dieser Zeit begann ich in einem Brustkrebs-Forum aktiv zu werden. Nicht alles an der Politik von Seiten der Administratoren, hat mir gut gefallen. Stellenweise geht es in diesem Forum zu, wie unter einer diktatorischen Zensur. Zum Beispiel durfte man das Wort Scheiße nicht nennen und viele Themen in Bezug Krebs nicht in die Tasten hauen, wie zum Beispiel keine Verlinkungen zu unterstützenden Medikamenten, Hilfsmitteln oder Therapien setzen oder namentlich benennen. Für solch ein Vergehen konnte einem das Profil gesperrt werden. Auf Grund dessen zog ich mich nach einigen Monaten dort wieder komplett zurück. Und mal ganz ehrlich: Das Wort Scheiße muss manchmal einfach sein. Von daher:

 

 SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE!!!!

 

 Aber für eine gewisse Zeit, tat es mir unglaublich gut dort aktiv unterwegs zu sein. Es schenkte mir das Gefühl mit meiner Denke, meinen Gefühlen und meinen Ansichten um das Thema Krebs, nicht alleine zu sein. Ich lernte von mancher Userin unglaublich viel über das Thema Brustkrebs und konnte an dem Schicksal einzelner Frauen, regen Anteil nehmen. Viele Frauen konnten sich dort in einem Umfang austauschen und sich gegenseitig auffangen, wie es in ihrem persönlichen Umfeld oft nicht möglich ist. Manch eine Busenfreundin, die intimere Einblicke in das Gefühlsleben einer Frau genießt, als der Partner oder die Familie. So las ich zum Beispiel gerne im Thread ,,Chemotagebuch“ mit. Was hätte ich mir gewünscht, 2010 solch eine Möglichkeit des Austausches gefunden zu haben. Vieles wäre leichter gewesen, weil ich mich mit manchen Fragen nicht so alleine gelassen gefühlt hätte. So bekam ich im Herbst 2011 mit, dass sich das Löwinnen-Rudel Anfang 2012, in Frankfurt treffen wollte. Jetzt war ich ja schon ein Jahr aus der Chemotherapie draußen und meldete mich nur seltenst in diesem Thread zu Wort; einfach, weil die Chemotherapie und ihre Folgen nicht mehr meinen Themen entsprachen und ich mich ja bereits im „Danach“ versuchte zurechtzufinden. Aber sie gefielen mir, die mutigen Damen des Löwinnen-Rudels. Ich war neugierig, auf so manch eine von ihnen. So fragte ich schüchtern, ob ich mich ihrem Treffen anschließen dürfte?

 Das Treffen mit diesen wunderbaren Ladys wurde eine Bereicherung. Die Begegnung fand in einem regen Austausch und Erkennens statt, einem wilden Geschnatter und Bestaunen. Es wurde viel gelacht, jede versuchte zu Wort zu kommen und es war ein Geschenk, in solch strahlende Frauengesichter zu schauen. Es war einfach nur schön! Bei diesem Treffen lernte ich unter anderem Doris kennen, mit dem schönsten Glatzköpfchen ausgestattet, wie ich ihn bislang gesehen habe - verziert mit Glitzersteinchen, wie ich nie auf die Idee gekommen wäre, mein Glätzchen derart zu schmücken und den schönsten türkisblauen Augen, die man sich nur vorstellen kann. Wir wurden Freundinnen, wie ich es mir an diesem Abend wünschte. Zum Glück wohnt sie nicht allzu weit von mir entfernt, sodass wir uns oft besuchen oder gemeinsam etwas unternehmen können.

  • Doris trug an diesem Abend wunderschönen, sehr individuellen Schmuck, in den ich mich sofort verliebte - Schmuck, den sie selbst entwirft und herstellt. Als ich ihren Schmuck sah wusste ich, warum ich bislang keinen Belohnungsring für mich gefunden hatte - das war zu diesem Zeitpunkt noch ein offener Punkt auf meiner Wunschliste!
  • Eva, eine junge Hebamme die in Frankfurt lebt, mit großer Leidenschaft in einem Chor singt und sich ihre linke Brust mit der Beauli-Methode aufbauen lässt - die einzige Methode eines evtl. Brustaufbaus, den ich auch für mich in Betracht ziehen würde!
  • Elke, die Grandezza unter uns und für viele ein Vorbild, weil sie so lange dem Krebs trotzte und ihm immer wieder glücklich ein Schnippchen schlug. Elke verstarb im September 2014!
  • Tanja, gerade mal Mitte 30 zu dem Zeitpunkt unseres ersten Treffens, verheiratet und einen kleinen Sohn!
  • Sandra, ebenfalls sehr jung - eines unserer Küken und seit neuestem glücklich Verheiratet!
  • Gabriele, unsere Opernliebhaberin und Yogin, die Anfang 2014 verstarb!
  • Kirsten, die große Katzenliebhaberin, die heute ebenfalls glücklich verheiratet ist!
  • Ulrike, gesegnet mit einem wunderbaren Humor!
  • Gesine, die es als Berlinerin nach Köln verschlagen hat und so stolz auf „ihren“ Kölner Dom ist...

 

 Wir alle mit unseren Hoffnungen, Wünschen, Träumen und ganz eigenen Talenten und Sorgen. Vereint durch eine Diagnose. Sie sind mir aus den unterschiedlichsten Gründen ans Herz gewachsen. Manche von ihnen treffe ich immer wieder in einem kleinen, privaten Rahmen. Einige von ihnen habe ich aus den Augen verloren. Manch andere ist dafür hinzugekommen. Mit manchen konnte ich mich in einem sozialen Netzwerk erneut verbinden oder in später folgenden Treffen. Wir jung an Brustkrebs erkrankte Frauen, sind aktiv und in einem Netzwerk gut miteinander verbunden. Wir unterstützen uns, schenken einander Kraft und Anteilnahme, nehmen die Neuen unter uns an die Hand und versuchen erworbenes Wissen weiterzugeben, damit die Nachfolgenden es leichter haben, als manch eine vor ihnen. Wir schenken Trost wenn nötig und freuen uns über persönliche Erfolge der anderen. Manchmal verlieren wir eine von uns an den Krebs. Das trifft uns hart...

 

Kapitel 13

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