You´ll never walk alone...

Ok – ich geb es zu!

 

Derzeit hänge ich mit allem was ich zu erledigen habe, ein Stückchen weit hinten an und genüge meinem eigenen Anspruch nicht gerade wirklich.

Ist derzeit aber auch vielleicht gerade mal nicht das schlechteste, da ich für mich einiges gedanklich neu am sortieren bin...

Es ist nicht immer alles toll was so im Leben passiert....auch bei mir nicht!

Es ist aber auch gut möglich, dass mein Köper meinem Kopf derzeit sagt: " So meine Liebe, bis hierhin und nicht weiter! Es reicht – mach mal halblang jetzt...".

Ich bin tatsächlich seit Wochen irrsinnig müde. So richtig schlimm müde. Es beruhigt mich immer wenn ich von anderen höre, dass es ihnen derzeit auch so geht.

Sorry, dass es mich beruhigt wenn ich von euch höre, dass ihr auch dermaßen müde seid – aber so langanhaltend müde zu sein, löst immer ein unruhiges Gefühl in mir aus, weil die Müdigkeit ein Jahr vor meiner Brustkrebsdiagnose, die Erkrankung ankündigte.

Müde sein kostet unglaublich viel Energie, halbwegs gut seinen Alltag zu bestehen. Dabei geht es doch auf Sommer zu und die allerweltschönste Zeit des Jahres steht an.

 

Hey – da hat frau gefälligst fit zu sein, jung und dynamisch...

 

Die Tage wurden in den vergangenen Monaten dermaßen angenehm hell und Energie schenkend, ich hab wunderbare Sachen zum allerersten Mal in meinem Leben unternommen, schicke Kleider und Co hängen griffbereit im Schrank, die Temperaturen steigen, mein Flirtpotenzial mit ihnen leider nicht, meine Haare sind ein ganzes Stück kürzer und heller geworden dank Friseur und Sonneneinstrahlung und: "Oh Wunder – nach bald vier Jahren nach der letzten Chemo werden meine Wimpern mit eine mal wieder geschwungen und ich darf meine Beine seit neuestem wieder rasieren!".

Wobei ich auf letzteres gerne verzichtet hätte. Da kann man mal sehen, wie lange ein Körper an Zeit benötigt, sich Stück für Stück von solch einer Chemiekeule namens Chemo zu erholen. Die Alte bin ich dadurch noch lange nicht und werde ich wohl auch nicht mehr werden.

 

Wenn ich könnte wie ich wöllte( oder so ähnlich) – würde ich derzeit am liebsten nach Holzkirchen fahren und mich für eine Woche in einem ehemaligen Kloster vergraben und mich im ZEN üben. Der Aufenthalt tat mir 2009 so unendlich gut.

Meinem großen Jahr der alles verschlingenden Müdigkeit. Bäh...

So ohne Aufenthalt in Holzkirchen wird es auch gehen – wenn auch anders gut!

Oder mit meinem Sohn jetzt in den Pfingstferien in Urlaub fahren – das wäre auch sehr wünschenswert... Seele baumeln lassen, neue Orte erkunden, sich bestmöglich um nix kümmern und eine Insel erkunden....so rundherum!

Mit Sonne, Strand, gutem Essen und einem zufriedenen Grinsen ins Gesicht gezaubert – das wäre sehr schön!

Dafür steht statt dessen in den Ferien Balkonien an und ein Tag Uni-Klinik Heidelberg, zwecks Ganglaboranalyse für meinen Sohn. Das wird einen Spass geben( ironisch gemeint – mega anstrengend). Ich hoffe sehr, dass mein Sohn um eine weitere Operation seiner Beine herum kommt. Ich hoffe auch sehr, dass sein linker Fuß vorerst nicht operiert werden muss.

So eine Tetraspastik hat schon heftigste Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat, die viele von euch sich kaum vorstellen können...

 

Aber zurück zu Holzkirchen. Aus dem damaligen Aufenthalt in Holzkirchen 2009 hab ich für mich sehr gut bis heute in meinem Alltag integrieren können:

Die ganz normalen Alltagsdinge und Griffe, die man für sich so Tag für Tag vor sich hinwurschtelt - wenn du dir diese Handlungen bewußt machst und sie entsprechend ausübst, übst du dich bereits im ZEN und der Meditation!

Mit ein Grund, dass ich das Kochen so sehr liebe. Das Laufen oder auch das Schwimmen. Alles hervorragende Instrumente zwecks Kopfreinigen für mich oder ein Stück weit zur Ruhe zu kommen.

Die meisten Menschen in meinem Alltag sind der Ansicht, ich würde sehr in mich ruhend auf sie wirken, sehr geerdet und dergleichen mehr. Man sich in meiner Gegenwart wohlfühlen würde.

Hm – vielleicht wirke ich ja wie eine Schlaftablette auf die Leute um mich herum?

Derzeit hab ich nicht das Gefühl, dass dem so ist. Also das ich in mir Ruhe. Ich bin eher sehr uneins und unzufrieden mit mir.

 

Meine Kindheit war nicht wirklich toll. Und irgendwie hat so manches in den letzten Wochen dieses hinter mir gelassen geglaubte Gefühl meiner Kindheit und vor allem meiner Jugend, als Mensch nix wert zu sein und zu nichts zu taugen aus Mangels an funktionierender Hirnmasse, gerade wieder hochgeholt.

So ganz aus dem Hinterhalt. Furchtbar doof. Kein schönes Gefühl... Also hinfort mit diesem Gefühl der Hilflosigkeit.

Heute ist heute und nicht Jugendzeit. Heute steht niemand mehr drohend mit erhobener Hand oder einem Gürtel über mir, wenn Worte nicht mehr ausreichten um mir einzubleuen, dass ich zu dumm für diese Welt und zu nichts zu gebrauchen sei.

Ich hab viele Jahre gebraucht bis ich begriffen hatte, dass ich alles andere als dumm bin. Vielleicht verschlossener als manch andere. Vielleicht nicht so lustig wie andere, eher der melancholische Mensch.

Einer, der eher ruhig wird und sich gerne in sein Schneckenhaus verkriecht, wenn er sich angegriffen fühlt.

Ich sehe oft gar nicht, was ich alles erreicht habe, wieviel ich mir und meinem Sohn erkämpft habe.

Ich sollte mir dies häufiger in Erinnerung rufen. Ich bin immer unangenehm berührt, wenn mir andere sagen:" Wow – Klassefrau!". Leider denke ich bei diesen Worten nur allzu zu oft, dass sie doch gar nicht mich meinen können.

Also bin ich scheinbar irgendwie wankelmütig mir selbst gegenüber eingestellt, zumindest teilweise...oder sollte meine stellenweise abbröckelnde Fassade dies einfach tun lassen, ohne sie gleich wieder auszubessern um den Schein zu wahren und mich von dem Urteil meiner Nachbarn über meine nicht perfekte Fassade, distanzieren.

Denn vielleicht macht gerade diese nicht ganz perfekte Fassade mein Ding und den Charme meines nicht ganz perfekten Hauses aus!

Und weil es so ist wie es ist und ich mir meinen eigenen Weg in diesem Garten namens Leben suche, habe ich am vergangenen Wochenende meine Grundausbildung zur ehrenamtlichen Hospizbegleiterin erfolgreich beendet.

Diesen Weg werde ich für mich weiter verfolgen. Sterbende und ihre Angehörigen begleiten. Wie dieser Weg sich ganz genau gestalten wird, dass werden die kommenden Monate zeigen.

Es werden sich neue Wege öffnen in diesem Kapitel. Dessen bin ich mir gewiss.

 

Respekt, Liebe, Wertschätzung sind Zauberwörter - und nicht immer unbedingt eine der leichtesten Übungen im Leben!

Also übe ich mich mal weiterhin im üben...

 

You´ll never walk alone...

 

Alles Liebe für euch...

Euer Frollein Wunderfein

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