Unsere AIDAmar Urlaubsreise über die Ostsee, vom 21. - 28.Mai 2016

Geburtstagsüberraschung

 

Was war die Freude meines Sohnes groß, als ich ihm zu seinem Geburtstag eine Reise mit der AIDA schenkte. Von diesem Tag an, war mein Sohn von großer Vorfreude erfüllt. Und ich mit ihm und für ihn...

 

Los dehds( Sohnemann Sprache)

 

Am 19. Mai begannen wir unsere aufregende Reise von Aschaffenburg aus nach Warnemünde. Da mein Sohn für längere Strecken auf einen Rollstuhl angewiesen ist, bedarf ein solcher Urlaub entsprechende Vorbereitungen. Für unsere Bahnfahrt nach Rostock, organisierte ich auf Grund dessen eine sogenannte Mobiliätshilfe über die DB, die die von uns benötigte Unterstützung beim Ein- und Umsteigen bot.

 

Auf Grund Stressvermeidung durch zu häufiges Umsteigen, buchte ich im Vorfeld eine Zugverbindung, bei der wir nur einmal in Frankfurt umsteigen mussten. Der von der Bahn verwendete Zug auf der Hin- und Rückfahrt, war leider ein älteres Modell. Das WC für Menschen mit Handicap eine Zumutung, da dieses von allen anderen Reisenden mitverwendet wird, die offensichtlich keine Vorstellung davon haben, dass ein Mensch mit Behinderung viel mehr Dinge in öffentlichen Räumen anfassen muss, um mal eben eine Toilette zu benutzen. Der Hygienestandard im wahrsten Sinne des Wortes: Zum Erbrechen. Da bedarf es dringenden Handlungsbedarf. Sehr angenehm überrascht hingegen war ich von der S-Bahn in Rostock, die ein barrierefreies Nutzen rundum selbstständig möglich machte.

 

Um nochmals auf die Situation mit den Toiletten für Menschen mit Handicap zurückzukommen, ganz gleich ob hier oder anderswo: diese werden viel zu oft als Abstellfläche für sonstiges Gerät zweckentfremdet und führen somit eine Nutzung für Betroffene oft ad absurdum...

 

Auf den Tipp unseres Reisebüros, buchte ich für meinen Sohn und mich bereits zwei Tage vor unserem Reiseantritt mit der AIDAmar, ein Hotelzimmer in Warnemünde. Das Hotel Hohe Düne war für uns vom Bahnhof in Warnemünde, gut mit Rolli und Koffern zu Fuß und per Fähre zu erreichen. Nach einem kurzen Erkundungsgang über die Hotelanlage nach Ankommen, erkundeten wir die nähere Umgebung und genossen unsere ersten, vielfältigen Eindrücke der Ostsee.

 

Rostock

 

Nach einem ausgiebigen, excellenten Frühstück am nächsten Morgen, starteten wir an unserem ersten Urlaubstag mit der S-Bahn nach Rostock und erkundeten die Stadt erst zu Fuß und später mit einer kleinen Bimmelbahn, die uns einen erweiterten Blick auf die Stadt bot. In einem ehemaligen Kloster der Stadt, nahmen wir einen kleinen Nachmittagssnack in einem Café zu uns. Für uns besonders erwähnenswert: Das Café beschäftigt Menschen mit Handicap und folgt somit dem Gedanken der INKLUSION. Am Nachmittag wählten wir als Transportmittel zurück nach Warnemünde, eine Fahrt mit einem der Schiffe über die Warno. Mein Sohn liebt es mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, aber bei dieser Möglichkeit der Rückfahrt, war die S-Bahn eindeutig abgemeldet. Den Tag ließen wir in Warnemünde gemütlich ausklingen.

Endlich AIDA

 

Am Samstag, den 21. Mai, besuchten wir das Robbenforschungszentrum in Warnemünde, welches nur wenige Meter vom Hotel Hohe Düne in der Nähe des Yachthafens gelegen ist. Justin war völlig fasziniert von den Tieren und wir verbrachten über zwei Stunden in der Station, ehe wir zum Hotel zurückgingen, ausceckten und uns auf den Weg zum Terminal der AIDA machten, um dort unser Gepäck aufzugeben und einzucecken. Vom Personal wurden wir bereits gezielt auf Grund des Rollstuhl meines Sohnes aus den Ankommenden herausgezogen und einem besonderen Terminal zugewiesen. Das war für uns natürlich sehr angenehm und sollte uns auf der Reise noch häufiger als Service von Seiten der Mannschaft begegnen.

 

Bevor wir jedoch das Schiff betraten, unternahmen wir an diesem Nachmittag noch einmal einen Ausflug an die Ostsee und seinen Strand in Warnemünde. Ich liebe das Meer. Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr. Ich konnte das tun, was ich mir im Vorfeld so sehr wünschte. Mit nackten Füßen am Strand einen kleinen Spaziergang unternehmen und meine Füße in der Ostsee baden. Mit dem Rollstuhl konnten wir zum Glück dank langer Holzstege, die über dem Sand gelegt sind, recht nah an das Wasser gelangen. In losem Sand zu laufen, ist meinem Sohn auf Grund seiner Tetraspastik und Gehbehinderung, nur sehr schwer möglich. Umso schöner, dass es solche Möglichkeiten gibt und er auf diese Art die wenigen Meter bis an den Wasserrand, prima bewältigen konnte :)

Kabine

 

Später auf der AIDA angekommen, inspizierten wir unsere großzügig geschnittene Kabine mit Ausstattung für Menschen mit Handicap und versuchten einen ersten Überblick über das Schiff zu bekommen. Die Sicherheitsübung machten wir etwas abseits von den anderen Reisenden mit, ehe es schon wieder galt, sich für das Auslaufen der AIDAmar um 18:00 Uhr aus dem Hafen, bereit zu machen. Es gelang mir einen guten Platz auf dem 12 Deck für Justin und mich zu sichern, von dem wir ein wenig abgegrenzt von vielen Mitreisenden, unsere erste Ausfahrt mit einem Cocktail (ganz wie in der Vorstellung meines Sohnes) in der Hand, genießen konnten. Wenn man eine solche Ausfahrt zum ersten Mal mitmacht, ist dies ein ganz besonderes Erlebnis. Die Signaltöne von der AIDAmar zu hören, in sich zu spüren und dabei von anderen Schiffen aus Warnemünde hinaus auf die Ostsee begleitetet zu werden: Das hat uns beide sehr berührt...

 

Erste Nacht und Eindrücke

 

Unsere erste Nacht auf der AIDAmar, war nicht ganz einfach. Aufgewühlt von vielen Eindrücken, wachgehalten von den Maschinengeräuschen des Schiffes und kaputten Matratzen, ließ sich in unserer ersten Nacht nur schwer Schlaf finden. Den defekten Matratzen wurde am folgenden Tag auf die Sprünge geholfen und die große Flut der vielen Eindrücken, mussten wir einfach nur sacken lassen.

 

Ein wenig schwierig ist für uns die Situation mit den unterschiedlichen Restaurants gewesen. Wo können wir am besten hingehen und vor allem: Wann und zu welchen Zeiten? Für Menschen mit Handicap wird in der ersten halben Stunde nach Öffnung der Restaurants Tische freigehalten, aber das war uns von der Essenszeit her meist zu früh. Obendrein zu laut, zu voll und zu wenig Wahlmöglichkeit an freien Plätzen. Um sich generell wohl zu fühlen, ist es für meinen Sohn (OK – für mich auch) am besten, das wir uns aus dem großen Wuselverkehr von Menschen Abseits halten. Zum Glück entwickelten wir schnell ein Gespür für die richtigen Zeiten. Dennoch war es meist nicht möglich, dass Justin mit an die Buffettheken zur Auswahl kommen konnte, da einfach zu viele Menschen auf der Suche nach ihrer Mahlzeit waren und zu wenig darauf achteteten, das da ein Mensch unter ihnen ist, dem man möglichst nicht zu nahe kommen sollte, da er sonst Gefahr läuft, dabei zu stürzen udm. Also war ich für uns beide doppelt unterwegs. Das ist mit ein Grund, dass ich Buffets nur wenig abgewinnen kann neben dem Hinblick, dass Menschen, die sich doch eigentlich im Urlaubsmodus befinden sollten, so dermaßen gierig auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und sich manches Mal daneben benehmen.

 

Den Sonntag verbrachten wir komplett auf See. Was ich im Vorfeld unterschätzt habe, war der Seewind. Trotz angenehmer 20°, war es ordentlich windig und wir mussten uns warm einpacken. Die Mitreisenden, die es dennoch schafften im Bikini auf Liegen sonnenzubaden und in den Schwimmbecken zu plantschen: WoW! Meinen Respekt habt ihr sicher für eurer Standvermögen...

 

Wir beide waren an unserem ersten Seetag von Übelkeit geplagt. Die sich im Laufe des Nachmittags dank Reisetabletten, jedoch langsam legte...

 

Für unsere Bordkarte zum problemlosen Mitführen, kaufte ich ein Fanband, an dem man seine Bordkarte befestigen kann. Justin war von da an mit großer Freude für diese verantwortlich. Justin hatte außerdem große Freude an den Auftritten von Kris dem Entertainer aus Aschaffenburg, den AIDA Stars, Tänzern und Artisten.

Viele Dinge, die anderen Reisenden möglich sind zu nutzen, sind ihm nicht möglich, teilweise aus mangelndem Interesse. Wie zum Beispiel den vielen Sportangeboten, Unterhaltungen für Teens udm. Wobei ich für uns an einem Abend auf See einen SPA Besuch buchte, einfach, weil ich das für mich mitmachen wollte. So kam Justin auch zum ersten Saunabesuch seines Lebens, den er jedoch als sehr befremdlich empfand...

 

Unser erster Anlaufhafen, Tallinn

 

Ein malerisches Hafenstädtchen, mit einem bezaubernden und pitoresken Altstadtkern. Auf Grund des oftmals sehr groben Kopfsteinpflasters war es uns leider nicht möglich, alle Straßen und Gassen zu nutzen mit Rolli. Selbst das zu Fuß bewältigen wollen für meinen Sohn, war nur sehr schwer möglich. Von daher ließen wir viele Straßen links liegen und suchten uns eigene Wege durch die Stadt. Wir entdeckten kleine Geschäfte mit handgefertigten Dingen und Süßem, eine alte Kirche, in der wir die einzigen Besucher waren und einem Orgelkonzert, ganz für uns allein lauschen konnten.

Am nächsten Tag fuhren wir Sankt Petersburg an

 

Für Sankt Petersburg, buchte ich im Vorfeld auf Grund der Situation mit dem Visum via Einreise, ein Ausflugspaket.

Inhalt: der Katharinenpalast, die Peter und Paul Festung, Rundfahrt durch die Stadt und ein Mittagessen.

Zu diesem Ausflug hatten sich an die 500 Reisende angemeldet, von denen es galt, diese vom Treffpunkt bis zu den Bussen zu lotsen. Die Fahrstühle sollten für die, die nicht so gut zu Fuß sind, frei gehalten werden. Beim Warten auf einen freien Fahrstuhl fiel mir gegenüber ein Spruch, dass ich gedacht hab, jetzt fällt mir zwar ein was ich sagen könnte, aber ich halt mal besser meinen Mund, weil, sonst eskaliert die Situation unschön. Meinte doch eine ältere Dame mit Blick auf meinen Sohn und seinen Rollstuhl, dass es eine Zumutung für alle sei, so jemanden bei einer Reisegruppe dabei zu haben, auch im Hinblick für den Betroffenen selbst! Wie hätten wir nur auf die Idee kommen können, solch einen Ausflug zu buchen?

 

Ganz ehrlich? Wir können so viele Dinge nicht tun, die anderen möglich sind, werden von so vielen Erlebnismöglichkeiten ausgeschlossen, einfach, weil die grundlegenden Fundamente nicht gegeben sind um an ihnen teilzuhaben, dass wir uns das, was uns möglich ist, nicht auch noch nehmen lassen möchten. Einfach, weil wir das können und weil wir das WOLLEN!

 

Die Spannweite von Menschen, die uns unterstützen möchten, die das Gespräch mit uns suchen und denen, denen es im Leben nicht schnell genug geht, die am besten noch über den Rolli meines Sohnes steigen oder ihn zur Seite stoßen, weil sie diesen übersehen, ist groß. Manchmal brauchen wir Unterstützung, um ansatzweise mithalten zu können. Wenn wir diese benötigen, dann erbeten wir sie uns. Meistens kommen wir alleine zurecht. Und das sogar ziemlich gut. Wir wollen kein falsches Mitgefühl. Wir brauchen Akzeptanz für ein gemeinsames Miteinander. Vielleicht täte es den Gesunden/Nichtbehinderten(?) manchmal ganz gut, ihren Blickwinkel zu verändern und herunterzukommen von ihrem steten Bemühen, überall und stets der erste sein zu wollen? Wir sind als Gesellschaft immer nur so stark, wie wir die unter uns, die unsere Unterstützung brauchen, mit einbeziehen.

 

Wie auch schon letztes Jahr in Hamburg ist mir auf unserer Reise mit der AIDAmar, diese Diskrepanz sehr deutlich aufgefallen. Sowohl die Hamburger als auch die Besatzung waren locker im Umgang mit meinem Sohn und auch einige der Passagiere: aber manch einer von den Urlaubern ist in seinem Benehmen gegenüber jemandem der langsamer ist als andere: Inakzeptabel....

 

Zurück zu unserem Ausflug in Sankt Petersburg. Letzten Endes lief alles gut ab. Wir hatten eine wunderbare Reiseführerin, die uns teils auch einen sehr persönlichen Eindruck auf ihre Stadt vermittelte. Es ist keine Frage: Um diese beeindruckende Stadt wiederzuspiegeln, braucht es viel mehr Zeit. Eine Reise in diese Stadt zu unternehmen, hätte ich mir im Vorfeld nicht vorstellen können. Nun kann ich mir sehr gut vorstellen, diese geschichtsträchtige und beeindruckende Stadt, mit Zeit und Muse bei Gelegenheit zu erkunden...

Unser dritter Ausflugstag führte uns bei strahlendem Sonnenschein nach Helsinki

 

Für Helsinki kauften wir uns Tickets für einen Sight-Seeing Bus, mit dem Justin am liebsten den ganzen Tag unterwegs gewesen wäre. Die Stadt beeindruckt durch ihre Nähe zu vielen grünen Inseln mitten in der Stadt, seinen Ufern und Stränden. Überhaupt sind mir sehr viele junge Leute in Sportkleidung aufgefallen. Helsiniki ließ sich für uns mit Rolli und zu Fuß, prima erkunden. Die finnischen Frauen haben einen Modestil, der mir sehr angenehm aufgefallen ist. Ganz gleich ob jung oder älter. Mal eine schlichte Eleganz oder so schrill schön, das der Träger einen Künstler aus Kunst oder Mode vermuten lassen. So hab ich es mir nicht nehmen lassen und bin in einem Modegeschäft fündig geworden...

 

Am Hafen sind wir mutig mit einem Riesenrad gefahren und haben die Stadt von oben auf uns wirken lassen und haben diese im Anschluss mit einem gemütlichen Spaziergang an der Promenade, langsam hinter uns gelassen. Zum Entspannen haben wir an einem entzückenden kleinen Lokal mit Blick auf die Einmündung der Ostsee halt gemacht und uns kleine Törtchen und eine Erfrischung gegönnt. Die Ostsee bezauberte uns am Abend auf der Weiterfahrt mit einer spiegelglatten Oberfläche und einem grandios schönen Sonnenuntergang...

Stockholm

 

Unser vierter Ausflugstag, führte uns nach Stockholm. Auf Stockholm hatte ich mich im Vorfeld sehr gefreut. Leider sollte es nahezu den ganzen Tag mehr oder weniger regnen, was für Justin nie gut ist, da er zum einen als sitzende Person mehr einregnet und trotz Decke, sehr schnell auskühlt. Auskühlen bedeutet schmerzende Muskeln und Krämpfe.

Gestartet sind wir mit einem Hop on Hop off -Boot. Das war in unserem Fall mit Rolli keine gute Idee, da nicht alle Boote und Anlegestellen, für schwer gehbehinderte Menschen geeignet sind. Hier wären wir mit einem Bus besser bedient gewesen. Auf Grund des schlechten Wetters, starteten wir im Vasa-Museum unsere Tour, welches uns sehr beeindruckt hat. Da wir recht früh dort waren, konnten wir uns das Schiff und die Ausstellungsstücke, in aller Ruhe betrachten. Vom Vasa-Museum fuhren wir eine Station weiter mit dem Hop on Hop off -Boot und begannen mit einem ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt. Die Altstadt Stockholms, mussten wir auf Grund der Kopfsteinpflastersituation jedoch auch schon bald wieder verlassen und bummelten mal hier und mal dort entlang, ehe der Regen wieder so stark wurde, dass wir zurück auf das Schiff gingen.

 

Beeindruckend für uns beide war die Fahrt durch die Schären vor Stockholm. Reizend, bezaubernd und jeden Regentropfen wett machend und mega beruhigend, sie an sich vorbei ziehen zu sehen...

 

Fazit unserer Reise: Sie war ein voller Erfolg! Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Für uns viele beeindruckende Erlebnisse mitgenommen. Viele neue Dinge erlebt und gesehen. Uns erholt und Energiefelder aufgeladen und wünschen uns sehr, schon bald wieder auf Reisen zu gehen. Auch mit Handicap...


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Kommentare: 1
  • #1

    Frollein Wunderfein (Donnerstag, 02 Juni 2016 00:16)

    PS: Justin hat mich schon vorgewarnt: Das nächste Mal möchte er Huiiii machen. Huiii, steht für Fliegen

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