Alexandra

Kick Cancer Chick - Bye bye Breast Cancer - Mein Leben mit und hoffentlich bald ohne Brustkrebs...

 

Brustkrebs - jeder sagt, dass es einem den Boden unter den Füßen wegreisst, wenn man die Diagnose bekommt. Und ja, die Tage vor der Diagnose hatte ich diese Ohnmacht, mir liefen die Tränen, wenn ich meine Kinder ins Bett brachte (damals 1 und 2) und ich hatte Angst! Ziemlich schnell war es aber fast sicher, dass der Krebs, obwohl aggressiv, schnell wachsend und metastasierfreudig, nicht gestreut hatte und das gab mir Mut. Ich wollte, dass es schnell geht und das ging es auch - eine Woche später die erste Operation und in der Woche darauf die erste Chemo. Und sie schlug an!

 

So habe ich es als Chance gesehen

 

Zum Zeitpunkt der Diagnose war ich sehr erschöpft, sollte zwei Wochen später nach Elternzeit wieder arbeiten, hatte gerade abgestillt und war damit beschäftigt, die Behebung eines Wasserschadens in unserem Haus zu managen. Eigentlich hatte ich keine Zeit für Krebs, aber so läuft es nicht und irgendwie war ich dankbar, mich jetzt einfach mal um mich zu kümmern. Dank der Krankenkasse bekam ich schnell eine tägliche Haushaltshilfe und so stürzte ich mich statt in meinen alten Job, in den Krebsjob, denn das ist es. Die Arzttermine, die Administration, Telefonate, Termine…  Und dann sind da ja noch die Kinder!

 

Offensive statt Defensive…. Ich Chef, Du nix!

 

Ich wollte, dass es für meine Kinder ganz normal war, dass ich nun Krebs hatte. Ich nahm Leo mit zum Friseur, als ich mir die Haare vorsorglich schon mal kurz schneiden ließ, um den Unterschied nicht so drastisch zu machen, informierte die Familie, Freunde und Bekannte, schrieb in jegliche What’s App Gruppen und schließlich auf Facebook. Ich wollte nicht, dass hinter meinem Rücken geredet wurde, ich wollte den Leuten die Hemmungen nehmen, wollte, dass ich der Chef bin und sagen wie es läuft und nicht der Krebs!

 

...und ich wollte den Leuten sagen, dass sie mich bitte einfach ansprechen sollen!



Ich hatte mir zwar auf Anraten meiner Ärztin eine Perücke besorgt (man weiss ja vorher nicht wie es einem später geht und das war meine Rettungsdecke, die im Schrank stand), aber als eine Freundin mir mit den Kindern dann die Glatze rasierte, war mir klar, dass ich die Perücke nicht brauchte. Ich ging kahl in den Kindergarten und überall hin (es wurde Herbst und draußen trug ich meist ein Beanie, aber drinnen nicht. Die Hitzewallungen der nun künstlich herbeigerufenen Wechseljahre, hätten mich unter einer Perücke wahrscheinlich eingehen lassen wie ein Primelchen). Und so ging ich kahlköpfig durchs Leben. Meine Offenheit, auch meine entsprechenden Fotos auf Facebook zu posten und den Leuten zu sagen, dass das jetzt mein neues Normal ist, brachte eine Welle von positivem Feedback in Gang, die mich rührte, motivierte und dazu bewegte, meinen Weg öffentlich zu gehen. Ich hoffte, dass ich nicht nur mir helfen konnte mit dem Teilen, sondern auch motivieren, informieren und ein bisschen das Tabu um das Thema Krebs zu brechen!

 

Aber wie? „Du musst bloggen“, hörte ich. Ja, aber ich hatte noch nie bewusst einen Blog gelesen. Ich hatte zudem Angst, dass ich dann immer ellenlange Texte schreiben musste. Und dann sagte mein Freund Nick: „Poste doch jeden Tag ein Foto und schreib was dazu - wenn Du magst, schreibst Du viel, und wenn nicht, wenig.“ Das war es! In Windeseile lernte ich wie man eine Website aufsetzt, hatte am Abend meinen Blog Kick Cancer Chick fertig und schrieb retrospektiv nun alles ab Tag eins auf…

 

Social Media - jetzt bloggt sie auch noch….

 

…und dann kamen langsam soziale Plattformen dazu, auf die ich verlinkte - Kick Cancer Chick auf Facebook, Twitter und schließlich LinkedIn. Die größte Überraschung aber für mich war Instagram. Ich hatte einen ungenutzen Account, wusste gar nicht wie das funktioniert, aber motiviert durch unsere Babysitterin, wagte ich langsam meine ersten Schritte. Es öffnete sich eine Gemeinschaft, die mich über die kommenden Monate so stärkte und mir alles gab was ich brauchte, dass ich beim Gedanken daran vor Glück heulen könnte - ich fand via Instagram meine Busenfreundinnen Merle und Paula, trat mit unzähligen Patienten, Unterstützern und Organisationen in Kontakt und das möchte ich auch nicht mehr missen! Danke, danke, danke!!!

 

Krebs als Chance….

 

Was gibt es denn beim Krebs bitte Positives?!?! Nix, aber im Drumherum ist vieles, für das ich dankbar bin. Das gilt für mich, nicht für andere und was ich schreibe, soll bitte auch auf niemand anderen gemünzt werden, weil: Wir sind alle anders!

Wir leben anders, haben andere Vorstellungen, sind intro- oder extrovertiert, aber ich bin nun mal jemand, der viel redet und so rede ich jetzt halt viel über Krebs, bin die Stimme für die, die nicht drüber reden wollen und so ergänzen wir uns alle ganz wunderbar. Ich bin generell ein positiver Mensch und sehe dadurch viele Chancen für mich.

Aber bitte sagt NIE zu jemanden: Man muss positiv sein! Denn ganz ehrlich - einen Scheiss muss man, wenn man Krebs hat!!! Jeder geht hier seinen eigenen Weg, der für einen funktioniert und das ist eigentlich das Wichtigste. Ich bin nun mehr bei mir, mehr im Hier und Jetzt... oder versuche es zumindest und kümmere mich einfach mehr um mich, entdecke mich neu und sortiere mein Leben neu… und ja, das muss nicht unbedingt mit dem Krebs zusammenhängen - angeblich ist es eh normal für mein Alter und das Wort Midlifecrisis schwebt im Raum, aber egal was es ist, es ist gut und tut gut und egal was kommt, ich kann es eh nicht ändern ….

 

Was hilft mir?!? Wenn ich das wüsste...

 

Humor hilft mir und sarkastische Kommentare, aber wie bei allem, es hilft mir und anderen vielleicht nicht und es hilft mir meistens, aber am nächsten Tag vielleicht nicht. Normalität hilft... und ich will keine Sonderbehandlung (außer die nette Verkäuferin im Schuhgeschäft, gibt mir Krebsrabatt. Wieso auch nicht? Oder ich muss nach der Chemo nicht in einer Schlange stehen, sondern werde vorgelassen)! Ich glaube, der größte Schock für mich war, was die Chemo mit meinem Kopf gemacht hat (und ich meine nicht die Haare - die Glatze mochte ich ganz gerne).... die Hitzeattacken sind das eine, aber dieses Chemobrain, das mich auf alle möglichen Achterbahnfahrten einlädt - davon hat vorher keiner was erzählt!?!? Und was hilft da? Ich fand Meditation und Yoga am besten... ich habe gute Freunde, die mir zuhören... egal, was für einen Mist ich erzähle und egal wie oft - und meine Insta Community! Und so fand ich meine Kraft wieder, Mama zu sein...

 

Die Zukunft

 

Ich nehme mir nichts mehr vor - plane nur kurzfristig und hoffe natürlich, dass ich noch ein langes Leben habe, aber ich weiss es nicht. Ich dachte nach der Operation im März, wo mein Resttumor entfernt wurde, dass alles ok sei, aber leider war der kleine Rest Tumor noch aktiv - das ersehnte PCR (pathologisch vollständige Remission) bekam ich nicht und es folgten noch Bestrahlungen und nun bin ich im dritten Zyklus der Tablettenchemo. Das ist es dann hoffentlich, aber ich werde mich damit arrangieren müssen, dass der Krebs einfach einmal mehr unberechenbar ist und vielleicht auch mal wieder kommt. Aber ich kann es nicht ändern - und so lebe ich die Momente intensiver, halte ganz viele schöne Erinnerungen mit den Kindern fest, will etwas Bleibendes für sie schaffen und bereite mich mental auf die Zeit vor, wenn ich in keiner Behandlung mehr bin - denn auch wenn die Behandlungen teilweise fies sind, so hat man das Gefühl man TUT wenigstens etwas… und selbst dann ist man nicht sicher. So ist der Krebs: Er ist gemein, spielt nicht fair und tritt Dich von hinten, während er Dir von vorne ins Gesicht lächelt...


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