Die Diagnose Brustkrebs hat mir die Füße unter dem Boden weggezogen.
Doch schnell war klar: Ich möchte intensiv leben statt intensiv leiden!
Für mich stand seit meiner frühen Jugend fest, dass ich irgendwann an Brustkrebs erkranken werde. Ich bin Trägerin des BRCA2-Gens. Meine Mutter ist mit nur 44 Jahren viel zu jung an dieser Krankheit verstorben.
Die Bilder des Leidensdrucks durch die Erkrankung haben sich in mein Gedächtnis gebrannt: Meine Mutter, wie sie nach der Chemotherapie kreidebleich nach Hause kam. Ihre dunklen Haare, die ihr plötzlich ausgefallen sind, die Müdigkeit und Erschöpfung in ihrem Blick. Wir durften nicht viel darüber sprechen, schon gar nicht sollte jemand Außenstehendes davon erfahren. Die Scham, als Frau nicht mehr vollwertig zu sein, war jederzeit präsent. Deshalb stand es auch außer Frage, dass später nach der Wendezeit und den damit verbundenen neuen Möglichkeiten einer Heilbehandlung, ein Wiederaufbau ihrer Brust erfolgen sollte. „Der verlief katastrophal“. Durch die Reproduktion mit Eigenfett entstanden neue Narben am Körper, die Wunden entzündeten sich – ein langer schmerzhafter Weg mit einem Ergebnis, das eine Frau aus heutiger Sicht nicht glücklich machen konnte.
In dieser Phase tastete ich in meiner Pubertät einen Knoten in der eigenen Brust. Panisch unterzog ich mich einer stationären Gewebeentnahme. Der Befund stellte sich mit einem Fibroadenom glücklicherweise als nicht besorgniserregend heraus.
Heute wiederholt sich alles – mit dem Unterschied, dass ich eindeutig mehr Glück erfahren habe. Durch meine regelmäßig halbjährlichen Vorsorgetermine in der Tumorrisikosprechstunde in Kiel wurde mein Tumor rechtzeitig entdeckt – noch bevor er mehr Unheil anrichten konnte. Auch war ich in meiner Sichtweise von vornherein so klar, dass ich schon immer wusste, wenn – dann keine Experimente. Dann trenne ich mich von meiner Brust ohne wenn und aber. Der Erhalt meiner Brust war möglich. Die Folge wäre eine zweite Operation mit anschließender Bestrahlung gewesen. Und dann? Wieder halbjährlich Sonografie, Mammografie, jährlich MRT?
Nach der Operation wurden meine Brüste in der Pathologie auf weitere Tumorherde untersucht. Und tatsächlich, es wurden auch welche gefunden, die unter dem MRT noch nicht sichtbar waren. Es wäre also nur eine Frage der Zeit gewesen. Die Vorbelastung einer Krebserkrankung drückt in unserer Familie sehr auf die Seele.
Dennoch sollte sie nie so viel Raum bekommen, wie im letzten halben Jahr. Gerade als Mutter von zwei Mädchen möchte ich vorbildhaft zeigen, wie es ist, als brustamputierte Frau genauso lebenswert und glücklich weiter zu leben. Leben! Ja, das will ich! Noch sehr lange und vor allem möchte ich meine Kinder begleiten in ihr Erwachsenenleben. Wie oft habe ich meine Mutter vermisst. Dieser schmerzliche Verlust war mein ganzes Leben lang präsent. Aber er ist auch geprägt von Bewunderung. Wie tapfer und stark hat meine Mutter ihr Schicksal angenommen. Es ging ihr immer mal wieder besser. Aber die Abstände wurden kürzer und kürzer. Im Laufe der Zeit hat das Schicksal erneut so gnadenlos zugeschlagen. Mein Vater hat sich das Leben genommen und damit fehlten ihr auch die Sicherheit und die Kraft. Heute weiß ich, dass all diese Erfahrungen weitaus schmerzlicher als der Verlust meiner Brüste waren. Aber gerade diese Erlebnisse sind es, die mir meinen Weg gezeigt und die mich gestärkt haben. Heute, fast ein Jahr später haben sich Türen für mich geöffnet, die meinem Leben einen neuen Sinn geben. Bereits nach einem halben Jahr bin ich wieder in Vollzeit in meinen Beruf eingestiegen. Exakt ein Jahr nach meiner Operation stelle mich einer neuen großen beruflichen Herausforderung und bin sehr glücklich, wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wird. Eng verbunden damit ist auch der feste Glaube gesund zu bleiben – lebenslang!
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Jana engagiert sich auf Instagram, als brca.2018.hamburg.de
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