Wenn Mütter an Krebs erkranken...

Bild Henriette Scheibner
Bild Henriette Scheibner

Wenn Mütter an Krebs erkranken, gilt einer ihrer ersten Gedanken nach der Diagnose, ihren Kindern.

 

Mit der Diagnose Krebs stellt sich bei uns die tief- und langanhaltende Angst ein, unsere Kinder nicht aufwachsen zu sehen und ihnen nicht mehr zur Seite stehen zu können, wenn sie uns doch eigentlich als Mütter in ihrem Leben bräuchten. Wir wünschen uns sehnlichst, an ihrer Seite zu stehen, wenn sie ihre ersten Wort sprechen, sie zum ersten Mal in den Kindergarten gehen. Wir möchten voller Stolz und Rührung gemeinsam ihre Einschulung erleben. Geburtstage und Lebensfeste feiern. Gemeinsam den ersten Liebeskummer überwinden und mit Wehmut ihren Schulabschluss feiern, während wir uns verwundert fragen, wo denn die letzten Jahre geblieben sind?

 

Stattdessen sind wir von Schuldgefühlen geprägt, weil unsere Kinder unsere Krebserkrankung dicht an unserer Seite erleben. Uns Frauen wurde mit aller Brutalität unsere Endlichkeit vor Augen geführt und wir sind von dieser Erfahrung geprägt. Und wir wissen einfach nicht, ob das, was wir uns so sehr wünschen, je wahr wird...

 

Dabei wünschen wir unseren Kindern nichts sehnlichster, als eine unbeschwerte und sorgenfreie Kindheit zu erleben. Wir fühlen uns verunsichert, wie sie die Erfahrung um unsere Erkrankung bewältigen können und vor allem, was wird aus ihnen, sollten wir tatsächlich in naher Zukunft sterben?

 

Wir alle aus unserer Community, kennen Frauen und Freundinnen, die zu jung verstorben sind. Frauen, bei denen der Krebs mit aller Härte unerbittlich zugeschlagen hat. Ungeachtet ihrer Lebenswünsche, Hoffnungen, Talente, Träume und Lebensaufgaben. Das berührt uns immer wieder tief. Zurück bleibt mal stille und mal laute Trauer und - Unsicherheit und Angst. Angst, dass wir eine der nächsten sein könnten...

 

Die meisten von uns, werden dank einer modernen und fortschrittlichen Medizin wieder gesund. Verändern wird uns die Erfahrung Krebs jedoch alle. Aber das darf es auch. Unsere Haut ist von Narben geprägt. Unsere Seele hat unfassbares an Erfahrungen erlitten, von dem viele von außen, kaum eine Ahnung haben, es vielleicht auch nicht wissen wollen. Der Kern des wesentlichen Seins schält sich bei uns stärker hervor. Im "Danach" erproben wir uns in einem Alltag, der unter Umständen fremd geworden ist und gewinnen langsam neue Zuversicht zurück. Vielleicht stellen wir aber auch unsere Lebensweichen neu. Wir sind dankbar dafür, weiterhin unseren Kindern an der Seite stehen zu dürfen, sie zu verwöhnen und ihre Basis für ihr Leben weiter zu festigen, ehe sie beginnen, sich langsam von uns abzunabeln und ihr selbstständiges Leben zu erproben.

 

Die Angst vor einem Rezidiv oder Metastasierung, begleitet uns dabei noch lange Zeit. Und mit ihr der Gedanke und die Unsicherheit, ob wir unsere Kinder weiterhin begleiten dürfen. Das ist eine Angst, der wir uns alle stellen und lernen müssen, mit ihr umzugehen. Im Laufe der Zeit, wird diese sich verändern. Im besten Fall bekommen wir sie dahingehend in den Griff, dass wir sie gelegentlich achtsam aufnehmen und betrachten können, um sie an einen Platz zu verweisen, an dem sie uns nicht schaden kann.

 

Den Müttern unter uns, die erst kürzlichst die Diagnose Krebs erlebt haben, möchte ich Mut auf ihrem Weg mitgeben. Wir Frauen, die vor dir diesen Weg beschritten haben, kennen deine Sorgen und Gedanken um deine Kinder nur zu gut!!! Du bist nicht alleine...

 

Von meinem Sohn kann ich sagen, dass ich so voller Stolz und Liebe für ihn bin, wie er meine Erkrankung für sich gemeistert hat. Im Laufe der Zeit, habe ich zudem viele Mütter und ihre Kinder kennengelernt, die auf das Beste die Erkrankung ihrer Mütter und Väter verarbeitet haben. Kinder, von denen heute die ersten erwachsen sind. Die zusammen mit ihren Müttern die Erkrankung erlebten und gefestigt an ihr gewachsen sind. Manche Kinder sind bei der Diagnose noch sehr klein gewesen. Von ihnen haben manche heute keine bewusste Erinnerung mehr an die damalige Zeit. Aber ich kenne auch Kinder, die lernen mussten, ohne ihre Mutter erwachsen zu werden oder sich noch auf diesem Weg befinden. Und ich kenne Kinder, deren Kindheit durch die Metastasierung der Mutter geprägt ist. Wir Mütter haben es im besten Fall in unserer Hand, die Zeit, die wir mit unseren Kindern erleben, zu prägen und sie reich zu gestalten. Wir schenken ihnen ihre Basis, aus der sie morgen schöpfen können...

 

Wir Mütter sollten unseren Kindern das Vertrauen schenken, dass sie dank ihrer Kraft und mit einer liebevollen und achtsamen Unterstützung, ihren Weg finden werden. Das sie trotz turbulenter Zeiten das Talent mitbringen, sich zu entfalten. Unsere Kinder halten oft mehr aus, als wir ihnen vielleicht zutrauen. Denn das Leben will gelebt werden...

 

Wie man mit Kindern offen und ehrlich kommuniziert, wenn Mama oder Papa an Krebs erkrankt sind

  • Ehrlich sein
    Wenn Eltern an Krebs erkranken, ist die ganze Familie betroffen. Was wir unseren Kindern an dieser Stelle mit auf den Weg geben sollten, ist eine ehrliche Kommunikation.
  • Kindgerechte Antworten finden
    Sie benötigen von uns zeitnah zur Diagnose altersgemäße Informationen und Antworten, da sie Veränderungen meist intuitiv erfassen. Wenn wir unseren Kindern dabei vermitteln können, mit der neuen Lebenssituation gut zurechtzukommen, gelingt auch ihnen dies sichtlich besser.
  • Kindern Freiräume gebe
    Zudem sollten wir unseren Kindern ihre eigenen Bedürfnisse zugestehen. Auch ihre emotionale Welt steht Kopf und sie reagieren bisweilen in manchen Situationen entweder sehr angepasst, traurig oder wütend. Wir sollten ihnen Freiräume zugestehen und ihnen nicht mehr Verantwortung übertragen, als sie tragen können oder sollten.
  • Stabilität und Rückhalt bieten
    Erwachsene Bezugspersonen außerhalb der Familie, wie Lehrer, Freunde und Verwandte, können unseren Kindern eine zusätzliche Stabilität und Rückhalt bieten und zudem früh auf eventuelle Verhaltensauffälligkeiten oder einem Leistungsabfall in der Schule angemessen reagieren.

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