Es gibt so Momente und Diagnosen im Leben, die man einfach nicht braucht und die doch ungefragt im Leben aufschlagen und mehr oder weniger direkt miteinander zu tun haben und sich einem die Frage stellt: Was war zuerst auf der Welt - das Huhn oder das Ei?
Durch die Behandlung meiner Brustkrebserkrankung, entwickelte sich bei mir unter der Chemotherapie eine nichtalkoholische Fettleber, die sich bei Betroffenen meist nach absetzen der Medikamente
wieder zurückbildet. Bei mir tat sie dies leider nicht, auch nicht, als ich jahrelang auf jeglichen Alkohol verzichtete. Einige der möglichen Auswirkungen einer Fettleber sind: Die Entwicklung
von Diabetes, Leberentzündung, Leberzirrhose und Leberkrebs.
Auf meinem Ernährungsplan findet sich selten Fleisch, keine industriell gefertigten Nahrungsmittel, mittlerweile verzichte ich sogar auf Nutella, Milkaschokolade und anderes mehr, weil diese Produkte wenig von dem enthalten was sie versprechen, aber dafür umso mehr Palmöl und anderes Gedöns. Wenn ich Schokolade esse, dann hochwertige Schokolade, die ich mit Bedacht genieße. Ich liebe es in der Küche zu tanzen und mich dort auszuprobieren. Zum Glück ist Justin ebenfalls ein großer Genussmensch, der sich nur zu gerne verwöhnen lässt.
Mit Beginn meiner Antihormontherapie reduzierte ich meine Kalorienzufuhr und war bis zu 5x die Woche schwimmen. Zusätzlich war ich viele, viele Kilometer laufen, nicht joggen auf Grund meiner
Polyneurophatie, aber 10 km am Stück und mehr. Selbst in den Jahren, in denen ich nahezu jeden Tag meine 2000 Meter schwimmen war – ist mein Gewicht unter der AHT und vor allem nach Entfernung
meiner Ovarien, kontinuierlich gestiegen. Frustrierend! Sehr, sehr frustrierend...
Als Justins Zeit im 5-Tages Internat beendet war, reduzierten sich auf einen Schlag meine freien Stunden neben meinem Job und mit Justins Versorgung. Mit Start meines neues Jobs im September
2018, reduzierten sich diese erneut, da ich ab jetzt 5 Tage die Woche arbeiten musste. Meine knapp zwei freien Stunden am Tag, verwende ich für diverse Termine und organisatorisches, einkaufen
und Co. Für Sport – bleibt mittlerweile keine Zeit mehr. Wenn ich mit Justin zu Fuß unterwegs bin, orientiere ich mich an seinem Tempo und die Strecken, die er im Stande ist zu bewältigen.
Zusätzlich faste ich an zwei Tagen die Woche. Ich sage an vielen Stellen nein, an denen andere nur zu gerne ja sagen. Das Fasten hilft mir zumindest dabei, nicht in Kleidergröße 46 hineinzurutschen. Ich esse immer weniger und bekomme mein Gewicht und meine Fettleber nicht in den Griff. Aber mehr wiegen möchte ich auf keinen Fall. Mit Blick in den Spiegel, habe ich oft Schwierigkeiten mich selbst wiederzufinden. Noch dazu ist mir bewusst, dass sich mein Bauchfett alles andere als positiv auf mein Gesamtüberleben als ehemalige Brustkrebspatientin auswirkt. Wie mir, geht es auch vielen anderen Frauen, die die Diagnose Brustkrebs erleben und erlebten. Für uns Betroffene allzuoft, ein Teufelskreislauf...
Klingt das nach Rechtfertigung dafür, dass ich seit meiner Diagnose mittlerweile gut 20 kg zugenommen habe?
Am Montag habe ich die Diagnose Diabetes Typ2 erhalten. Wie meinte die megaliebe Assistentin der Anmeldung meines Onkologen, Gastroontologen und Diabetologin: "Oh nein! Sie sagen aber auch
bei allem Hallo!".
Nächsten Monat beginne ich mit einer entsprechenden diabetologischen Schulung, die über zwei Monate einmal die Woche erfolgen wird. Das kommende halbe Jahr wird beobachtet, wie sich mein
Gewicht und meine Blutwerte entwickeln, wie und wann reagiert der Diabetes und wieweit gelingt es mir, meinen life-Style umzustellen und dadurch meine gesundheitlichen Probleme in den Griff zu
bekommen. Da steht manches noch hinten an, stellenweise mit zukünftiger medikamentöser Einstellung. Ich mache vieles richtig, aber es muss halt besser werden. Ich sag nur Pasta, frisches Brot und
Kuchen und viel zu viel Stress...
Was ich in der kurzen Zeit gelernt habe: Diabetes, auch wenn er Jahre NACH einer Brustkrebsdiagnose gestellt wird, wirkt sich ungünstig auf das Gesamtüberleben aus. Öhm,
ja! Danke für das Gespräch. Meine Onkologin möchte, dass ich zeitnah mit dem Medikament Metformin beginne, um diesen Nachteil auszugleichen. Unter diesem Medikament besteht zudem die Möglichkeit,
Gewicht zu verlieren. Aber erst möchte meine Diabetologin sehen, wie meine Langzeitwerte aussehen und was ich mit einer zielgerichteten Ernährungsumstellung in den Griff bekomme. Und ab
Sommer geht es dann eventuell mit dem Medikament los. Ich hoffe, ich bekomme meine Blutwerte bis dahin in den Griff, kann das eine Medikament vielleicht bald wieder absetzen und muss mit dem
Metformin unter Umständen gar nicht beginnen.
Und ja, ich weiß, die neuen Diagnosen sind kein Krebs, aber sie sind auch einfach nur doof und ich hätte gerne darauf verzichtet...
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