Vom Erzieher zum Tätowierer - wie meine Krebserkrankung mein Leben veränderte

Wo kommen nur diese unerträglichen Bauchschmerzen her? Naja, die hat man ab und zu mal. So wie sie kommen, gehen sie auch wieder. Ich ahnte nicht, dass dies der Beginn eines Weges sein sollte, der mein Leben für immer veränderte.

 

Mein Name ist Tobias Hilfenhaus, ich bin glücklich verheiratet und habe eine wunderbare 10 jährige Tochter. Eigentlich bin ich ein eher ruhiger Vertreter, doch ich habe mich dazu entschieden meine Geschichte mit euch zu teilen. Vielleicht schaffe ich es, der/dem ein oder anderen damit Hoffnung und Mut zu schenken.

 

Meine Bauchschmerzen wurden stärker und kamen immer häufiger. Und so entschied ich mich zum Arzt zu gehen. Der tippte auf Blähungen und verschrieb mir ein Mittel. Das brachte aber leider keine Besserung und ich machte einen erneuten Termin bei meinem Hausarzt aus.

Zu diesem kam es aber nicht mehr, da ich in der Nacht davor sehr viel Blut im Stuhl hatte. Die Bauchkrämpfe wurden so schlimm, sodass ich es nicht mehr aushielt und ich meine Frau weckte und sie bat mich ins Krankenhaus zu fahren.

Die Standartuntersuchungen wurden gemacht und eine Magenspieglung brachte ein erstes Ergebnis. Ich hatte eine Magenschleimhautentzündung und eine Entzündung des Zwölffingerdarms. Ebenfalls fanden die Ärzte ein kleines Fibrom in der Speiseröhre, das aber gutartig war. Ich war zunächst etwas erleichtert da ich dachte, dass sei der Grund für meine Beschwerden. Doch die Ärzte nahmen mir diese Illusion. Die vorliegenden Ergebnisse konnten nicht der Grund für das Blut sein. Und so wurde für den nächsten Tag eine Darmspieglung angesetzt. Das erste Mal in meinem Leben musste ich stationär ins Krankenhaus, dies war eine Erfahrung, auf die ich sehr gerne verzichtet hätte.

 

Nach der Darmspieglung kam ein „sehr“ junger Arzt in mein Zimmer und fragte mich und meine Frau, ob wir bereits über das Ergebnis der Spieglung informiert wurden. Ich konnte nichts weiter als den Kopfschütteln und dann kamen schon die Worte aus seinem Mund. Es wurde etwas gefunden. Wie, was gefunden - schoss es mir durch den Kopf. Ich merkte wie die Panik allmählich in mir aufstieg. Mit „gefunden“ meinte der Arzt, einen Golfball großen Tumor, der schon zu groß war, um die Darmspiegelung zu Ende zu führen. Ich konnte kaum noch zuhören. Ich weiß, dass er noch berichtete, dass die Lage des Tumors für seine Bösartigkeit spricht.

Ab diesem Zeitpunkt war ich nicht mehr wirklich anwesend. In mir lief ein Film ab, denn meine Mutter ist erst drei Jahre zuvor mit 56 Jahren an genau solch einem Kolonkarzinom innerhalb von sechs Wochen gestorben. Ich war am Boden zerstört und wusste nicht was auf mich zukommen würde und wie und ob es mit mir weiter ging.

 

Die nächsten Tage waren der Horror, die unzähligen Untersuchungen, die Ungewissheit und letztlich die erste Operation.

Am 31.10.2019 rauchte ich meine letzte Zigarette (bis heute habe ich keine mehr angerührt).

Die erste Operation war sehr zufriedenstellend, denn die 31 Lymphknoten die sie mit entfernten waren alle frei von Krebs und ich war überglücklich und konnte das alles gar nicht realisieren. Leider ging es dennoch bergab. Jede denkbare Komplikation fiel auf mich ein. Magensonden, Schmerzpumpen, Blasenkatheter. Kein Ende in Sicht und ich wurde von Tag zu Tag schwächer. Mein Gewicht pendelte sich letztlich bei knapp über 60 kg bei einer Größe von 1,87 m ein. Ich habe mich an sämtlichen Körperstellen wund gelegen und irgendwann fing ich an zu beten. Ich bin kein gläubiger Mensch, bin sogar aus der Kirche ausgetreten. Aber ich brauchte Hoffnung.

Zwei Wochen musste ich dieses Auf- und Ab durchleben, bis es schließlich zu einer weiteren, nicht geplanten Not-OP kam. Während diesen Stunden hing mein Leben sprichwörtlich am seidenen Faden. Ich überlebte, auch dank der Menschen, die immer für mich gebeten haben, die mir nicht von meiner Seite gewichen sind. Allen voran meiner Frau, der ich heute zur größten Dankbarkeit verpflichtet bin.

 

Mit kleinen Schritten fand ich zurück ins Leben. Ich lernte wieder das Laufen und mich selbst zu waschen. Und auch das Essen ging mit einem Tag wieder. Ich gewann zunehmend an Lebenskraft und auch an Lebensenergie. Ich wollte LEBEN. Aber nicht mehr so, wie bisher! Das ist mir klar geworden...

 

Die Ärzte prognostizieren mir einen guten, weiteren Verlauf. Und ich weiß heute, wie viel Glück ich hatte. Als ich mich Ende 2019 in der Reha befand, konnte ich darüber nachdenken, was ich wirklich wollte im Leben, es mich aber nie traute umzusetzen. Zu bequem, zu viel Verantwortung, zu wenig Mut…

All diese Dinge waren auf einmal nicht mehr da und ich wusste, dass ich meine tiefe Leidenschaft zur Kunst ausleben wollte. Kreativ war ich schon immer. Ich habe im Laufe der Jahre unzählige Kinderzimmerwände gestaltet, Acrylbilder gemalt und Logos entworfen. Doch nun war es an der Zeit wirklich den Schritt zu wagen und meine tiefe Verbundenheit zu Tattoos und meiner Kreativität auch beruflich zu verfolgen.

 

Und hier bin ich. Das Leben ist zu kurz für das berühmte irgendwann. Tue es! Und zwar jetzt!

 

Und so entschied ich mich während meiner Wiedereingliederung in der Kita als Lehrling beim Tätowierer meines Vertrauens zu starten. Er nahm mich mit offen Armen bei sich auf und ich bin ihm sehr dankbar dafür! Ab September werde ich nur noch nebenberuflich in der Kita arbeiten und gehe dann Ganz meiner großen Leidenschaft nach und lebe meinen Traum.

 

Derzeit bin ich krebsfrei und genau so soll es bleiben, auch wenn sie bei der letzten Darmspieglung wieder einen kleinen Polyp gefunden haben. Und auch wenn die weiteren routinemäßigen Untersuchungen mich schon zwei Nächte zuvor nicht schlafen lassen, weiß ich, dass mir nicht umsonst diese Chance gegeben wurde, das Beste aus meinem Leben zu machen. Ich wache jeden Morgen dankbar auf, schaue meiner Tochter beim Wachsen zu und genieße die Zeit mit meiner Frau. Was will ich mehr, ich bin ein glücklicher Mann.

 

Sollte jemand Lust auf ein Tattoo haben und mich bei meiner Leidenschaft unterstützen möchte, oder wer mich persönlich kennen lernen will, der findet mich bei Mike Daniells Tattoos in Freigericht-Somborn

 

Danniells Tattoos

Rathausstraße 20

63579 Freigericht

06055/9068258

 

oder ihr kontaktiert mich direkt über Facebook oder per Mail: helphouse82@yahoo.de


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Kommentare: 1
  • #1

    Renate Kins, stellv. Vorsitzende Gewerbeverein Hainburg (Dienstag, 25 Juli 2023 13:03)

    Sehr geehrter Herr Hilfenhaus,
    gestern Abend habe ich im Fernsehen ihren Bericht gesehen. Hätten Sie Interesse, an einer Teilnahme mit Ihrem Tattoo-Wohnwagen beim Hainburger Markt, vom 24. -26.05.2024. Der Markt verläuft auf einer Läge von 1,5 km, entlang der gesperrten Offenbacher Landstr, in Hainburg bei Seligenstadt. Es gibt ein Bühnenprogramm mit Live-Bands, Unterhaltungsprogramm, Vergnügungspark, Flohmarktgelände, Essmeile und zahlreichen Ausstellern aus Nah und Fern.
    Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.

    Bis dahin herzliche Grüße

    Renate Kins
    stellv. Vorsitzende
    Gewerbeverein Hainburg
    Tel. 06182 68848 od. 0151 21581259
    kinsrenate@aol.com

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