Arzt- Patientenkommunikation. Mündige Entscheidungen treffen

Wer kennt sie nicht? Die Aufregung vor einem wichtigen Arzttermin. Mit allem Recht bist du im Vorfeld nervös, denn für dich stehen wichtige Entscheidungen an, die deinen kommenden Lebensweg entscheidend prägen werden. Wichtig hierfür ist, dass du gemeinsam mit deinem Behandlungsteam gut überlegte Therapieentscheidungen treffen kannst.

 

Wie du dich auf ein Arztgespräch vorbereiten kannst, dafür gebe ich dir im folgenden Impulse zur Hand

 

Für mich als Patientin war es sehr wichtig, die Erläuterungen meines Ärzteteams zu verstehen. Denn erst dies versetzte mich in die Lage, die für mich passenden Entscheidungen für meine Behandlung zu treffen. Als mündige Patientin habe ich zudem verstanden, dass die Verantwortung für meine Gesundheit in meiner Hand liegt und ich diese nicht abgeben sollte. Denn mit den Folgen, müssen WIR als Mensch zurechtkommen.

 

Vorneweg!

 

Hab den Mut, deinem Behandlungsteam die Fragen zu stellen, die dich beschäftigen. Dein Arzt- und Behandlungsteam wird dir  deine Therapieoptionen vorstellen und dir auch erläutern, warum es eine bestimmte Behandlungsoption für dich bevorzugen würde oder welche Untersuchungen noch durchgeführt werden sollten, um eine abschließende Entscheidung treffen zu können.

 

Gut vorbereitet in ein Arztgespräch, aber wie?

 

Werde dir im Vorfeld über den Anlass deines Gesprächs klar, welche Fragen du geklärt haben möchtest und welche Vorstellungen dich tragen. Meist wird der Arzt deines Vertrauens das Gespräch mit der Frage öffnen, wie es dir derzeit geht. Gibt es Nebenwirkungen, die dich beeinträchtigen? Hat sich womöglich dein Schlafverhalten verändert? Wie kommst du mit der psychischen Belastung zurecht? Gibt es Probleme in deiner Familie oder Umfeld, die dich besonders belasten?

Sei an dieser Stelle in deinem eigenen Interesse bitte ehrlich und nenne alle Nebenwirkungen und Veränderungen. Denn nur so wird dir geholfen werden können. Im besten Fall wird dein Arzt auch auf nonverbale Signale deiner Mimik und Körpersprache achten und deinen allgemeinen körperlichen und psychischen Zustand beurteilen können.

 

Überlege dir im Vorfeld, welche Fragen du stellen möchtest und notiere diese zur Gedächtnisstütze. Zu wichtigen Gesprächen besteht trotz der angespannten Situation um Corona die Möglichkeit, dass du eine Begleitperson mitnehmen kannst. Es ist ein immens beruhigendes Gefühl eine Vertrauensperson zur Stütze an seiner Seite zu wissen, welche aktiv zuhört und mit der du im Anschluss ein Gespräch reflektieren kannst. Und womöglich hat deine Begleitperson ebenfalls Fragen zur Diagnose oder einer zur Debatte stehenden Behandlungsoption?

Sollte beispielsweise während eines Gesprächs deine Konzentrationsfähigkeit nachlassen oder zu viele und zu komplexe Informationen auf dich einstürzen, besteht durchaus die Möglichkeit, eine kurze Pause zu erbeten oder ein Nachgespräch zu vereinbaren, damit erste wichtige Informationen zwischenzeitlich verarbeitet werden können.

 

Je nach Stand deiner Diagnose und Behandlung, wirst du oder deine Vertrauensperson unterschiedliche Fragen an deinen Arzt haben.

 

Diese können sein:

 

  • Mit welchem Krankheitsverlauf ist bei mir zu rechnen?
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Welche sind die Vor- und Nachteile?
  • Was kann ich bei Nebenwirkungen tun?
  • Sind weitere Untersuchungen nötig?
  • Wo kann ich behandelt werden? Welche Klinik oder welches Behandlungszentrum ist für meine Erkrankung am besten geeignet?
  • Wie lange muss ich voraussichtlich in die Klinik für eine Operation oder eine ambulante oder stationäre Behandlung bleiben?
  • Wer hilft mir im Anschluss zuhause bei der Versorgung der Wunden oder meiner Grundpflege, wenn ich alleine leben sollte?
  • Wie viel Zeit wird  die Behandlung beanspruchen?
  • Wie weit wird mich die Erkrankung und ihre Behandlungen beeinträchtigen?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, meine Therapie begleitend zu unterstützen, wie beispielsweise eine Lymphdrainage oder eine Krankengymnastik? Besteht die Möglichkeit einer komplementären oder psychoonkologischen Begleitung?
  •  Wo finde ich über meine Erkrankung und geplante Behandlung, weiterführende Informationen?
  • Welche Lektüre ist empfehlenswert?
  • Wo finde ich Unterstützung und Entlastung für mich, eventuell auch begleitend für meine Kinder und Familie? Zum Beispiel über eine Selbsthilfegruppe oder Patientenorganisation?
  • Kann ich trotz Erkrankung weiterhin arbeiten oder meinen Sport ausüben?
  • Worauf muss ich jetzt im Allgemeinen besonders achten, beispielsweise in Bezug meiner Ernährung?
  • Gibt es Studien, die in Frage kommen könnten? Wo kann ich mich diesbezüglich weiterführend informieren?

 

Zum Abschluss wird der Gesprächsinhalt zusammengefasst, ein eventuell getroffener Behandlungsplan wird bestätigt und ein emphatischer Arzt wird dich zudem fragen, ob von deiner Seite noch Fragen bestehen sollten. 

Sei ganz beruhigt, wenn dir mögliche Fragen erst zuhause einfallen sollten. Diese kannst du durchaus zu einem späteren Zeitpunkt stellen und klären. Dies kann persönlich, telefonisch oder per Mail erfolgen. Manche Termine umfassen auf Grund ihrer Komplexität, durchaus mehrere Termine. Gerade zu Anfang einer Diagnose, ist dies nicht ungewöhnlich. Über das Arztgespräch wird ein Arztbrief erstellt.

 

  • Mein Extra-Tipp: lass dir alle Arztbriefe aushändigen. Ganz wichtig: Du hast ein Recht auf deine Unterlagen! Sammle diese in einem Ordner entweder in Papier- oder in digitaler Form. Lege fest, mit wem du diese teilen möchtest und wer Einsicht erhalten darf. Für die digitale Form, stehen Patienten mittlerweile unterschiedliche Tools zur Verfügung.

 

Und wenn ich meinem Behandlungsteam nicht vertraue oder ich weitere Optionen geklärt haben möchte?

 

Dann besteht die Möglichkeit, dir ein Behandlungsteam zu suchen, dem du dein Vertrauen schenken kannst. Vertrauen und Kompetenz, sind für dich jetzt unfassbar wichtig.

Gut zu wissen: Dein Behandlungsteam hat eine Aufklärungspflicht dir gegenüber als Patientin. Solltest du dich aus welchen Gründen auch immer nicht gut beraten fühlen, besteht die Möglichkeit, dir eine Zweitmeinung einzuholen. Dein Behandlungsteam sollte Fakten ehrlich und kompetent vermitteln und dich auf deinem Weg bestmöglichst auffangen und unter Berücksichtigung deiner Lebensumstände und Wünsche als Patientin, begleiten können. Je eher du dich nicht nur als Patientin, sondern auch als Mensch wahrgenommen fühlst, umso leichter fällt es dir, mögliche Behandlungsoptionen zu verstehen und die bestmögliche Entscheidung für deinen Behandlungsplan zu treffen.

 

Mach dir bei aller Schwere IMMER bewusst:

Die getroffenen Entscheidungen mit allen Konsequenzen, trägst allein du.

 

Ein Arzt sagte mal während meiner Akutbehandlung zu mir, dass ich für manchen Arzt durchaus eine Herausforderung darstellen würde. Zum einen war ich jung erkrankt, ich war und bin alleinerziehende Mutter meines Sohnes und ich stellte viele Fragen. Mit Patient*Innen wie mir, würden nicht alle Ärzte klarkommen. Sollten sie aber. Denn es ist das Recht eines Patienten, auf das sich ein Arzt einzustellen hat.

 

Also, hab viel Mut!


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