Die elektronische Patientenakte (ePA) und ihr schwieriger Start

Die elektronische Patientenakte (ePA) ist in Deutschland seit Anfang 2021 gesetzlich vorgeschrieben und soll eine zentrale und sichere Speicherung von Gesundheitsdaten ermöglichen. Derzeit befindet sich die Einführung der ePA in einer Übergangsphase. In Deutschland sollen alle Zugang zu einer ePA haben. Tatsächlich nutzen aktuell aber noch vergleichsweise wenige Anwender die ePA.

 

Wie eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom im Oktober 2022 ergeben hat, können sich 59 Prozent der Menschen ab 16 Jahren in Deutschland vorstellen, die elektronische Patientenakte künftig zu nutzen. 37 Prozent können sich dies nicht vorstellen, weniger als 1 Prozent nutzt sie bereits. Die meisten Befragten nannten Bedenken in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit als Grund dafür, dass sie keine ePA nutzen.

 

Es wird jedoch erwartet, dass sich die Nutzung der ePA in den kommenden Jahren deutlich erhöhen wird, da sie als wichtiger Baustein der Digitalisierung im Gesundheitswesen angesehen wird und von der Bundesregierung gefördert wird.

 

Worin liegen die Vorteile einer elektronischen Patientenakte?

 

Die Vorteile der ePA liegen in der schnelleren und einfacheren Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten, insbesondere in Notfällen oder wenn Patienten verschiedene Ärzte konsultieren. Durch die ePA können Doppeluntersuchungen und unnötige Behandlungen vermieden werden, was letztendlich Kosten im Gesundheitswesen einsparen und die Versorgung verbessern wird. Die ePA kann auch dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ärzten und Gesundheitseinrichtungen zu verbessern und die Gesundheitsversorgung insgesamt zu optimieren.

 

Es gibt bereits verschiedene Anwendungen für ePA in Deutschland, wie z.B. die elektronische Patientenquittung, mit der Patienten eine Übersicht über ihre Arzneimittel erhalten können, sowie die Möglichkeit, Arztbriefe und Laborergebnisse in der ePA zu speichern. Auch die Integration von digitalen Gesundheitsanwendungen, wie z.B. Fitness-Apps oder Blutdruckmessgeräten wird derzeit diskutiert.

 

Wer bietet aktuell elektronische Patientenakten an?

 

Die meisten Anbieter einer ePA werden von den jeweiligen Krankenkassen zur Verfügung gestellt. Dies sind zum Beispiel die AOK, die Techniker Krankenkasse (TK), die Barmer GEK oder die DAK-Gesundheit. Es gibt jedoch auch unabhängige Anbieter von ePA-Systemen.

 

Welche Kriterien sollte bei der Wahl einer ePA berücksichtigt werden?

  • Benutzerfreundlichkeit
  • angebotene Funktionen
  • Sicherheit
  • Datenschutz

Es kann hilfreich sein, verschiedene ePA-Systeme auszuprobieren, um zu sehen, welches für einen am besten passt. Einige ePA-Anbieter bieten kostenlose Testphasen an, bevor man seine Entscheidung trifft.

 

Wem gehören meine Daten und wer hat Zugriff darauf?

 

Wir als Nutzer bestimmen, ob und welche Daten in der ePA gespeichert werden und auch, welche wieder gelöscht werden. Sowohl die Bereitstellung von medizinischen Daten in der ePA als auch der Zugriff auf diese durch behandelnde Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und weitere zugriffsberechtigte Leistungserbringer, die in die Behandlung der Versicherten eingebunden sind, bedürfen der Freigabe durch die Versicherten. Ähnlich wie mit einer Bankkarte müssen Patienten die medizinischen Daten mittels ihrer elektronischen Gesundheitskarte und einer persönlichen Identifikationsnummer mittels eines PIN freischalten. Ärzte benötigen für den Zugriff einen zweiten Schlüssel, nämlich ihren Heilberufsausweis und ebenfalls eine PIN. Patienten allein entscheiden, welche medizinischen Anwendungen sie nutzen möchten und wer auf diese Daten zugreifen darf. Sie können für die elektronische Patientenakte – genau wie für andere medizinische Anwendung wie Notfalldaten oder den elektronischen Medikationsplan (eMP) – festlegen, ob und durch wen hierauf zugegriffen wird.

                 (Quelle Bundesministerium für Gesundheit)

 

Welche Tools oder Fähigkeiten benötigt ein Patient, eine ePA zu pflegen

 

Um eine elektronische Patientenakte (ePA) zu führen, benötigt ein Anwender in der Regel einen Internetzugang und ein Endgerät wie einen Computer, ein Tablet oder ein Smartphone. Folgende Fähigkeiten sollten gegeben sein:

  • Der Anwender sollte in der Lage sein, grundlegende Computerkenntnisse zu haben, wie z.B. die Bedienung von Maus und Tastatur, das Navigieren im Internet und das Verständnis von Menüs und Symbolen.
  • Um auf die ePA zugreifen zu können, benötigt der Anwender eine stabile Internetverbindung. Die ePA kann über einen Webbrowser aufgerufen werden.
  • Da es sich bei der ePA um vertrauliche Gesundheitsdaten handelt, ist es wichtig, dass ein Bewusstsein für die Sicherheit im Internet gegeben ist. Dazu gehört das Verwenden eines sicheren Passworts und das Vermeiden eines öffentlichen WLAN.
  • Einige ePA-Anbieter bieten auch Smartphone-Apps an, mit denen die ePA mobil genutzt werden kann. Hierfür sollte der Anwender in der Lage sein, Apps auf seinem Smartphone zu installieren, zu nutzen und die Sicherheitsstandard zu berücksichtigen.

Insgesamt ist die Nutzung der ePA relativ einfach und intuitiv gestaltet, so dass die meisten in der Lage sein sollten, eine ePA zu führen.

 

Welche Inhalte und Funktionen sollte eine gute ePA bieten?

 

Eine gute elektronische Patientenakte (ePA) bietet eine Vielzahl von Inhalten und Funktionen, die uns dabei unterstützen, unsere Gesundheitsdaten zu verwalten:

  • In der ePA können persönliche Gesundheitsdaten wie Medikamentenpläne, Impfungen, Diagnosen, Behandlungen, Allergien, medizinische Befunde, Laborwerte und Arztberichte hinterlegt werden
  • Einige ePA-Anbieter bieten auch Kommunikations- und Kalendertools an, mit denen Termine bei Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern vereinbart werden können oder mit denen direkt mit der Praxis kommuniziert werden kann, zum Beispiel über Chatfunktionen oder E-Mail
  • Um Patienten bei der Verbesserung ihrer Gesundheit zu unterstützen, bieten manche Anbieter zudem Ernährungstipps, Trainingspläne oder Schlaftracking an uvm.
  • In einer ePA können zudem auch wichtige Notfallinformationen wie der Blutgruppentyp und Notfallkontakte des Patienten enthalten sein
  • Grundsätzlich sollte eine gute ePA hohe Standards in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit einhalten, um sicherzustellen, dass unsere persönlichen Gesundheitsdaten sicher und geschützt sind. Aber dazu sind auch wir als Nutzer aufgerufen, unsere Daten vor dem Zugriff von Unbefugten zu schützen.

Fazit

 

Die ePA gibt uns als Patienten die Möglichkeit, dass wir unsere Gesundheitsdaten zentral speichern und verwalten können. Dadurch behalten wir einen besseren Überblick über unsere medizinischen Daten und können diese bei Bedarf mit Ärzten, Kliniken und anderen Gesundheitsdienstleister teilen, ohne diese beispielsweise erst mühsam aus diversen Ordnern zusammenzustellen, zu kopieren und evtl. auf den Postweg zu bringen. Insgesamt bedeutet die ePA eine Zeitersparnis, aber auch eine Verschlankung unserer persönlichen Patientenakten, die bei einer chronischen Erkrankung rasch an Umfang gewinnen.


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